Gewählte Publikation:
Schnetzer, B.
Langzeitergebnisse nach isoliertem schweren Schädel-Hirn-Trauma. -
Veranlassung öfter die Indikation zur dekompressiven Kraniektomie zu stellen?
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp.122.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Aigelsreiter Alena Maria
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Mokry Michael
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Das schwere Schädelhirntrauma gehört zu den häufigsten Todesursachen
weltweit und nimmt in vielen Regionen, in welchen die Motorisierung des Verkehrs
voranschreitet, auch noch zu. Welche die optimale Therapie für diese Art der Verletzung
darstellt, wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Ob eine medikamentöse Standardtherapie
oder die operative Intervention mittels dekompressiver Kraniektomie dabei ein besseres
Outcome für die PatientInnen bereitet, ist weiterhin ein strittiges Thema.
Methoden: In dieser retrospektiven Datenanalyse wurden Personen, welche in den
letzten 5 Jahren ein schweres Schädelhirntrauma erlitten, sowie ihre jeweilige Therapie
miteinander verglichen. Gruppe 1 erhielt eine medikamentöse Standardtherapie und
Gruppe 2 wurde mittels dekompressiver Kraniektomie behandelt. In der Folge wurden
verschiedene Parameter und insbesondere das Langzeit-Outcome der beiden
Therapiegruppen miteinander verglichen. Die Gruppengrößen betrugen dabei 59
Personen in der medikamentösen Therapiegruppe und 15 Personen in der operativen
Behandlungsgruppe. Die PatientInnendaten wurden dabei aus Befunden und
Dokumentation in openMedocs entnommen und bei Unvollständigkeit mit einem
Telefoninterview ergänzt. Anschließend wurden die gewonnenen Daten mittels
statistischer Verfahren analysiert und miteinander verglichen.
Ergebnisse: Es konnte festgestellt werden, dass die PatientInnen der Jahre 2010 bis
2015 bei einem Follow-up von durchschnittlich 699 Tagen (Gruppe 1) und 798 Tagen
(Gruppe 2) bessere GOS-E Werte aufwiesen, wenn sie eine medikamentöse
Standardtherapie ( M = 5,1 ) erhielten, als wenn sie mittels dekompressiver Kraniektomie
behandelt wurden ( M = 3,8). Ebenfalls konnten signifikante Zusammenhänge zwischen
GOS-E und dem Hirndruck nachgewiesen werden. So ging ein hoher ICP mit
schlechterem Outcome und höherer Mortalität einher. Es konnten keine deutlichen
Unterschiede bezüglich der Aufenthaltsdauer zwischen den beiden Therapiearten
festgestellt werden [(Gruppe 1 = 20,2 Tage); (Gruppe 2 = 25,6 Tage)]. Als häufigste
Unfallursachen konnten Verkehrsunfälle (45,9%) und Stürze aus unter 3 Metern (20,3%)
identifiziert und diese mit dem Alter der PatientInnen in Verbindung gebracht werden.
Conclusio: Aufgrund der gewonnenen Ergebnisse, konnte die Relevanz einer effektiven
Behandlung eines erhöhten Hirndruckes nochmals bestätigt werden. Trotz der
grundsätzlich effektiveren Hirndrucksenkung durch eine operative Intervention, bieten die
Ergebnisse keinen Anlass, von der momentan bevorzugten Variante der medikamentösen
Standardtherapie abzuweichen, da auch sie den Hirndruck nachhaltig senkt und im
weiteren Verlauf zu einem guten Outcome und zu einer geringeren Anzahl an schweren
Beeinträchtigungen führt, als die operative Therapie.