Selected Publication:
Striccher, D.
Das Qualitätsmanagement im Notarztrettungsdienst anhand der retrospektiven Analyse von notärztlichen Indikationsraten
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. 64
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Prause Gerhard
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Zajic Paul
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einführung
Nicht bei jedem Einsatz, zu dem derzeit ein Notarztmittel alarmiert und ausgesendet wird, ist die tatsächliche Notwendigkeit einer notärztlichen Versorgung auch gegeben. Hauptziel der vorliegenden Evaluierung sollte sein, ob sich die tatsächliche Rate an notärztlich indizierten Einsätzen in den verschiedenen Einsatzstichworten, die durch die Rettungsleitstelle vergeben werden, unterscheidet. Als Datengrundlage für alle durchgeführten Untersuchungen diente die Einsatzdatenbank des Notarzteinsatzfahrzeuges (NEF) am Stützpunkt LKH Univ. Klinikum Graz im Beobachtungszeitraum 2010 bis 2015.
Methoden
Die Beurteilung der Notarztindikation wurde auf Basis der gesetzten und in den Protokollen dokumentierten Maßnahmen im Einsatz vorgenommen. Diese wurden anhand einer vordefinierten Liste in fünf Kategorien unterteilt. Im nächsten Schritt erfolgten die Indikationsbeurteilung anhand einer interventionsindizierten Kompetenzliste und die Zuweisung der Maßnahmen in eine der fünf Kategorien, die sich am benötigten Ausbildungsniveau zur Durchführung der jeweiligen Maßnahme orientierten. So sollten die Anforderung und der Ausbildungsstand an das notfallmedizinische Personal im jeweiligen Einsatz widergespiegelt werden. Die Auswertung der Daten bzw. Einstufung des Einsatzes geschah immer danach, welche der gesetzten Maßnahmen das höchste Ausbildungsniveau erforderte. So reichte das Vorhandensein einer Maßnahme einer höheren Kategorie aus, um den Einsatz insgesamt höher einzustufen.
Untersucht wurden letztlich die notärztlichen Indikationsraten in den verschiedenen von der Rettungsleitstelle vergebenen Einsatzstichworten. In einem weiteren Schritt sollte auch aufgezeigt werden, wie viele der nicht-notärztlich indizierten Einsätze von qualifiziertem Rettungspersonal und Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern hätten abgewickelt werden können.
Ergebnisse
Im Beobachtungszeitraum von 5 Jahren wurden 9.579 Einsätze registriert. In der Gegenüberstellung notärztlicher und nicht-notärztlicher Indikationsraten in verschiedenen Subgruppen wiesen die Einsatzstichworte „Herz-Kreislauf-Stillstand“ (67%), „Interhospitaltransporte“ (30%) und „Psychiatrische Notfälle / Suizid“ (29%) die höchsten notärztlichen Indikationsraten auf. Die Einsatzstichworte „Anaphylaktische Notfälle“ (5%), „Verbrennungsnotfälle“ (3%) und „Brände“ (2%) wiesen hingegen die niedrigste notärztliche Trefferquote auf. In Summe stehen den 23% notärztliche Indikationsrate insgesamt 77% nicht-notärztliche Indikation aller Einsätze im Beobachtungszeitraum gegenüber. Tatsächlich war es nur jeder 4. Einsatz, der eine Notärztin/ einen Notarzt am Einsatzort erforderte.
Diskussion
Durch eine stärkere Einbindung von Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmedizinern und einer Aufwertung des bestehenden Rettungsdienstes in Bezug auf Ausbildung, Ausrüstung und deren gesetzliche Grundlagen zur Kompetenzausübung könnten bestehende Notarztmittel deutlich entlastet und gezielter zu indizierten Einsätzen alarmiert werden.