Gewählte Publikation:
Wimmer, L.
Effekte simulationsbasierter Ausbildung auf die Qualität erweiterter lebensrettender Sofortmaßnahmen durch Medizinstudierende
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Schmidt Albrecht
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Wegscheider Thomas
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: In Österreich stellen Erkrankungen des kardiovaskulären Systems mit einem Anteil von 42,3 % die führende Todesursache dar. Europaweit betrachtet weist der plötzliche Herztod die höchste Mortalitätsrate auf. Der Europäische Rat für Wiederbelebung veröffentlicht in einem Zyklus von 5 Jahren die aktuellen Behandlungsempfehlungen für den Herz-Kreislauf-Stillstand. In der neuesten Veröffentlichung dieser Leitlinien weisen die Fachgesellschaften auf die hohe Bedeutung der Prävention eines Herz-Kreislauf-Stillstandes hin. Im Falle einer Reanimationssituation finden entsprechende erweiterte lebensrettende Sofortmaßnahmen Anwendung.
Das Ziel dieser Diplomarbeit ist zu evaluieren, ob Studierende der Medizinischen Universität Graz nach absolvieren der Lehrveranstaltung, „Die Grazer SIMLine: Anaphylaxie“ in der Lage sind, Patientinnen und Patienten mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand entsprechend den aktuellen Empfehlungen der Fachgesellschaften mittels erweiterter lebensrettender Sofortmaßnahmen zu behandeln.
Material und Methoden: Es wurden audio-visuelle Aufzeichnungen von Simulationstrainings der Lehrveranstaltung die Grazer SIMLine: Anaphylaxie checklistenbasiert einer retrospektiven Analyse unterzogen. Entsprechend den aktuellen Empfehlungen des Europäischen Rates für Wiederbelebung wurden diese Checklisten für erweiterte lebensrettende Sofortmaßnahmen erstellt, welche die leitlinienkonforme Behandlung eines Herz-Kreislauf-Stillstandes abbilden. Die erhobenen Parameter wurden in einer Microsoft® Excel® Datenbank zusammengefasst und einer deskriptiven statistischen Analyse unterzogen.
Ergebnisse: Insgesamt erfüllten 15 Szenarios und 58 Studentinnen und Studenten die Einschlusskriterien. Über alle Szenarien hinweg betrachtet, erreichten die Studentinnen und Studenten 82,40 % der Maximalpunkte.
Im Rahmen der initialen Beurteilung führten 88,88 % der Studierenden eine korrekte Überprüfung auf Lebenszeichen durch. Die Feststellung einer regelrechten Atemtätigkeit erfolgte in 69,23 % durch die Maßnahme „Kinn anheben und Kopf überstrecken“. Ein Herz-Kreislauf-Stillstand wurde in allen Szenarien korrekt erkannt und die Zeitspanne bis zum Beginn der Herzdruckmassage betrug im Median 6 Sekunden. Entsprechend den Leitlinien wurde zwischen einem defibrillierbaren (80 %) und einem nicht defibrillierbaren Herzrhythmus (20 %) unterschieden. Bei schockbarem Herzrhythmus wurde Adrenalin nach dem 3. Schock in 50 % der Fälle korrekt verabreicht. Amiodaron wurde nur in 33 % zum richtigen Zeitpunkt intravenös injiziert.
Bei der zeitlichen Auswertung wurde der 1. Schock bei einem defibrillierbaren Herzrhythmus nach 39 Sekunden (Median) abgegeben. Der Median für den darauffolgenden 2. Schock betrug 02:18 min, für den 3. Schock 02:11 min, für den 4. Schock 02:12 min und für den 5. Schock 03:32 min. Die unverzügliche Adrenalingabe erfolgte im Median bei den nicht defibrillierbaren Herzrhythmen nach 03:53 min. Sofern Adrenalin injiziert wurde und erneut nach weiteren 3 – 5 min verabreicht werden musste, gelang dies den Studierenden nach 04:20 min (Median). Eine intravenöse Leitung für die Medikamentengabe wurde im Median nach 02:41 min etabliert. Die definitive Atemwegssicherung benötigte im Median für den Larynxtubus 00:52 min, für den endotracheal Tubus 02:40 min und für die Koniotomie 05:10 min.
Schlussfolgerung: Das an der Medizinischen Universität Graz etablierte Ausbildungsprogramm „Die Grazer: SIMLine Anaphylaxie“ zeigt einen positiven Einfluss auf die Ausbildung von Medizinstudierenden in erweiterten lebensrettenden Sofortmaßnahmen. Die analysierten Parameter unterstreichen die positiven Effekte einer simulationsunterstützten medizinischen Ausbildung. Entsprechende Ausbildungsschwerpunkte pro futuro zur weiteren Steigerung der Ausbildungsqualität konnten definiert werden.