Gewählte Publikation:
Weiss, O.
Langzeitergebnisse nach in-situ Fixation bei Epiphyseolysis capitis femoris (ECF)
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Kraus Tanja
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- Hintergrund: Die Epiphyseolysis capitis femoris (ECF) ist eine der häufigsten Erkrankungen des jugendlichen Hüftgelenks. Sie gilt als präarthrotische Deformität. Aufgrund der Lasten, die das Hüftgelenk tragen muss, sind deshalb auch die Konsequenzen einer Funktionseinschränkung und Verformung desselben erheblich. Das zu erstrebende Ziel der Behandlung der ECF ist vor allem die Stabilisierung der Epiphyse, das Verhindern eines weiteren Abrutschens, die Aufrechterhaltung einer normalen Hüftfunktion und die Vermeidung von zusätzlichen Komplikationen (AVN, Chondrolyse, OA). Die in-situ Fixation des Hüftgelenks gilt als Goldstandard in der Therapie der ECF. Das primäre Ziel dieser Studie ist, die Langzeitergebnisse anhand des klinischen und radiologischen Outcomes des Hüftgelenks nach in-situ Fixation zu untersuchen.
Methoden: Anhand der Auswertung von prä- und postoperativen Röntgenbildern, einer postoperativen MRT-Untersuchung, sowie von postoperativ erhobenen standardisierten klinischen Scores wurde das Outcome der Hüftgelenke nach in-situ Fixation untersucht. Als Nebenzielgrößen wurde anhand einer klinischen Untersuchung das Bewegungsausmaß (ROM) analysiert, sowie die Häufigkeit und das Outcome additiver sekundärer Korrekturosteotomien bezüglich Sphärik und Kongruenz im Hüftgelenk mittels radiomorphologischer Kriterien erhoben.
Ergebnisse: 19 PatientInnen, die aufgrund einer ECF mittels in-situ Fixation behandelt wurden, nahmen nach einem follow-up Zeitraum von im Mittel 11,5 Jahren (range 4,8 – 17,5) an der Nachuntersuchung teil. Das klinische Outcome zeigte gute bis sehr gute Ergebnisse (Harris-Hip-Score: 93,79 (±10,98), IOWA-Hip-Score 1: 93 (±8,57), IOWA-Hip-Score 2: 94 (±0,1)), obwohl das Bewegungsausmaß in allen Ebenen eingeschränkt war. Radiologisch zeigte sich kein statistisch signifikanter Unterschied der Schenkelhalslängen zwischen den betroffenen Hüften und den unbetroffenen prophylaktisch fixierten Hüften (p=0,332), aber auch nicht zwischen Diagnosezeitpunkt und dem Zeitpunkt der Nachuntersuchung (p= 0,212). Es kam zu einer statistisch signifikanten Abnahme des CCD-Winkels der betroffenen, aber auch der unbetroffenen, prophylaktisch fixierten Hüfte (p=0.006). Die Abnahme war auch zwischen Diagnoseerstellung und Nachuntersuchungszeitpunkt relevant (p=0.04). Der Remodelling-Prozess des femoralen Kopf-Hals-Überganges resultierte in einen Alpha-Winkel von im Mittel 73° (range 36° - 97°) bei den betroffenen und 48° (range 33° - 65°) bei den kontralateralen, prophylaktisch fixierten Hüften.
Schlussfolgerung: In dieser Studie konnte einerseits gezeigt werden, dass die Schwere des Abrutsches nicht zwangsläufig mit einem schlechten klinischen Outcome, jedoch mit einem erhöhten Risiko einer AVN (avaskulären Nekrose) und Chondrolyse vergesellschaftet ist. Andererseits stellt die Verwendung einer in-situ Fixation mittels Einzelschraube zwar ein sicheres Verfahren bei der Behandlung einer ECF dar, jedoch führt der darauffolgende Remodelling Prozess sowohl bei einem milden Abrutsch, als auch bei den nicht betroffenen, prophylaktisch fixierten Hüftgelenken zu einer residualen anatomischen Funktionseinschränkung im Sinne eines vergrößerten Alpha-Winkels. Dies hat zur Folge, dass das Risiko eines FAI (femoro-acetabulären Impingements) und damit einhergehend einer OA (Osteoarthritis) steigt. Daraus lässt sich schlussfolgern, dass es sich bei diesem Remodelling-Vorgang nach in-situ Fixation um keinen unmittelbar benignen Prozess handelt.