Medizinische Universität Graz Austria/Österreich - Forschungsportal - Medical University of Graz

Logo MUG-Forschungsportal

Gewählte Publikation:

Hamm, C.
Zusammenhang zwischen der Einnahme von Phasenprophylaktika und der Gehirnstruktur bei bipolar affektiver Störung
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. 132 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Hamm Carlo
Betreuer*innen:
Queissner Robert
Reininghaus Eva
Altmetrics:

Abstract:
Zur Erhaltung einer Euthymie im Rahmen der bipolar affektiven Störung erfolgt die psychopharmakologische Behandlung mittels sogenannter Phasenprophylaktika. Traditionell werden unter diesem Begriff die Wirkstoffe Lithium, Valproat, Lamotrigin und Carbamazepin zusammengefasst. Moderne Therapiekonzepte zur Phasenprophylaxe berücksichtigen ebenfalls Antipsychotika der zweiten Generation. In dieser Literaturrecherche sollen die Zusammenhänge zwischen den biologischen Veränderungen des Gehirns und der Einnahme von Phasenprophylaktika dargestellt werden. Hierbei werden Daten aus makrostruktureller, mikrostruktureller, spektroskopischer, positron-emissions-tomographischer und funktioneller Bildgebung angeführt. Diese Daten sind zum Lithium quantitativ am stärksten untersucht. So scheint Lithium die kortikale und subkortikale Substancia grisea im Volumen zu vergrößern und zudem die Substancia alba in seiner mikrostrukturellen Architektur zu wahren. An Hand der 7-Lithium-MR-Spektroskopie konnte gezeigt werden, dass remittierte und nicht-remittierte PatientInnen signifikante intrazerebrale Konzentrationsunterschiede aufzeigen. Volumenerhaltende Effekte sind ebenfalls für den Wirkstoff Valproat beschrieben. Die Antiepileptischen Phasenprophylaktika, als auch die Antipsychotika, scheinen insbesondere funktionell die präfrontalen Netzwerke, sowie die Amygdala in der neuronalen Aktivität zu beeinflussen. Makrostrukturell scheinen Antipsychotika der zweiten Generation im Langzeitgebrauch außerdem volumenreduzierend auf das zentrale Nervensystem (ZNS) zu wirken. Präklinische Daten weisen auf lithium- und valproatinduzierte promitotische, als auch antiapoptotische Mechanismen hin und stützen somit die Hypothese der volumenerhaltende Effekte dieser Wirkstoffe mittels Neurogenese. Jedoch könnten hinsichtlich des Lithiums auch osmotische und physikalische Effekte maßgebliche Ursachen für die Volumenzunahme in der makrostrukturellen Bildgebung bilden. Das mehrheitliche Vorhandensein von Querschnittsstudien zu dieser Thematik und kleine Kohortengrößen stellen typische Limitationen der untersuchten Studien dar. Hinsichtlich der Forschung zum Lithiummetabolismus könnte insbesondere die 7-Lithium-Spektroskopie zukünftig eine Methode darstellen, um pharmakokinetische Unterschiede zwischen remittierten und nicht-remittierten PatientInnen aufzuklären.

© Med Uni Graz Impressum