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Gewählte Publikation:

Neiss, A.
Praxisrelevanz von Weisheitszahn-Klassifikationen
Zahnmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Jakse Norbert
Kirnbauer Barbara
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Die operative Entfernung von Weisheitszähnen (WZ) stellt einen Routineeingriff im Rahmen der zahnärztlich-chirurgischen Tätigkeit dar. Es bedarf einer exakten Planung, um den Schwierigkeitsgrad, die Operationsdauer sowie mögliche Komplikationen einschätzen zu können. Die Datenlage bezüglich des Zusammenhangs der vorhandenen Klassifikationen mit der klinischen Situation ist jedoch gering. Ziel dieser Studie ist es, eine verlässliche Risikostratifizierung bei Weisheitszahnentfernungen zu finden, um Schwierigkeitsgrad und Operationsdauer genauer voraussagen zu können. Methoden: Die vorliegende prospektive klinische Studie, der ein positiver Bescheid der Ethikkommission der Medizinischen Universität Graz vorausging, umfasst 58 Patientinnen und Patienten. Diese wurden im Zeitraum von März bis August 2015 an der Abteilung für Orale Chirurgie und Kieferorthopädie zur retinierten Weisheitszahnentfernung im Unter- und Oberkiefer vorstellig. Folgende Parameter wurden erhoben: Alter, Geschlecht, Body Mass Index (BMI) sowie der subjektiv eingeschätzte Schwierigkeitsgrad durch die Chirurgin bzw. den Chirurgen prä- und postoperativ anhand des Panoramaröntgens. Die Hauptzielgröße stellte die Operationsdauer dar, die zum Vergleich der Indizes diente. Zur Risikostratifizierung wurden folgende Klassifikationen herangezogen: Archer-Klassifikation (Oberkiefer, n=28), Juodzbalys, Gbotolorun und Pederson (Unterkiefer, n=64). Die chirurgischen Eingriffe wurden von berufserfahrenen Zahnärztinnen und Zahnärzten an der Abteilung für Orale Chirurgie und Kieferorthopädie der Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit durchgeführt. Die statistische Untersuchung erfolgte mittels deskriptiver Statistik, Pearson Korrelationskoeffizient, T-Test für unabhängige Stichproben, Chi-Quadrat-Test und einfaktorieller Varianzanalyse. Resultate: Die Operationsdauer zeigte eine signifikante Korrelation mit dem subjektiv eingeschätzten Schwierigkeitsgrad durch die Chirurgin bzw. den Chirurgen (p<0,001), mit dem Alter (p=0,016) und dem Geschlecht (p=0,010). Der Schwierigkeitsgrad nach Pederson (r=0,033) und Juodzbalys (r=-0,110) zeigte keinen Zusammenhang, wohingegen dieser nach Gborolorun (r=0,286, p=0,022) eine Vorhersage der Operationsdauer zulässt. Pederson und Juodzbalys stufen die Fälle meist schwieriger ein. Anhand der Archer-Klassifikation zeigte sich eine Tendenz des Zusammenhanges der Operationsdauer mit der Tiefe der Retention (p=0,068). Conclusio: Die bestehenden radiologischen Klassifikationen bieten nur unzureichend Informationen über den präoperativen Schwierigkeitsgrad. Deshalb sollten klinische Parameter (z.B. Alter, BMI) in der präoperativen Planung berücksichtigt werden. Außerdem zeigte sich, dass erfahrene Oralchirurginnen und Oralchirurgen die Schwierigkeit offensichtlich sehr gut einschätzen können. Die Situation im Oberkiefer muss in weiteren klinischen Studien mit größerer Fallzahl überprüft werden.

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