Selected Publication:
Seeber, S.
Placebo. Ein Nichts in Verkleidung?
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2017. pp. 78
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Beubler Eckhard
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Donnerer Josef
- Altmetrics:
- Abstract:
- Kein anderes Phänomen spiegelt das Zusammenspiel zwischen Psyche und Körper so deutlich wider wie der Placebo-Effekt. Als „Schein“-Intervention oder Leerpräparat war der Begriff über lange Zeit negativ konnotiert. Der Blickwinkel auf Placebo als rein psychologisches Phänomen hat sich in den letzten Jahrzehnten aber geöffnet; in der klinischen Forschung spielt Placebo als Kontrollinstrument für den Nachweis der Wirksamkeit einer Therapie und für die Zulassung von Arzneimitteln eine zentrale Rolle und in experimentellen Studien steht die Erforschung der Placebo-Wirkung im Fokus.
In diesem Zusammenhang bedeutsame Forscher sind H. Beecher, J.D. Levine und F. Benedetti.
Becher war maßgeblich an der Neubewertung und dem Beginn der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Placebo beteiligt. Levine et al. gelang der erstmalige Nachweis der endogenen Opioid-Freisetzung und dadurch der neurochemische Nachweis der Placebo-Wirkung. Benedetti steht stellvertretend für experimentelle Studien am Phänomen Placebo, indem er die zugrundeliegenden Mechanismen erforscht.
Aufbauend auf ihren Studien konnten in der vergangenen Dekade durch bildgebende Verfahren neurobiologische Veränderungen im ZNS, etwa die Freisetzung von Neurotransmittern, sichtbar gemacht und so die Placebo-Wirkung objektiviert werden. Damit war der Erkenntnisschritt vom rein psychologischen Ereignis hin zum komplexen psychoneurobiologischen Phänomen gemacht.
Es lässt sich also festhalten, dass es bei Placebo um mehr geht, als die Etymologie ahnen lässt; das inerte Scheinmedikament dient als Mediator des Placebo-Effekts und bezieht sich auf Wirkungen, die sich innerhalb des therapeutischen Kontexts abspielen. Die Konditionierung und die Erwartungshaltung in allen ihren Facetten haben sich dabei als wesentliche zugrundeliegende Mechanismen herauskristallisiert und hier liegt auch der Ansatzpunkt für die Übertragung und das Zunutzemachen des Placebo-Effekts im klinischen Alltag. Placebos können bis dato keine Krankheit heilen, allerdings Symptome lindern; besonders gut erforscht ist das in der Analgesie.
Diese Diplomarbeit hat sich zum Ziel gemacht, das Phänomen Placebo zu erklären und zu beweisen, dass diese inerte Pille nicht bloß auf ein Nichts in Verkleidung zu reduzieren ist.