Gewählte Publikation:
Kammel, J.
Postoperativer Schlaf bei Kindern und Jugendlichen -
Einflussfaktoren und Ursachen für postoperative Schlafstörungen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 70
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Avian Alexander
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Berghold Andrea
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung:
Schlaf ist ein essentieller Bestandteil des menschlichen Verhaltens und ein wichtiger und entscheidender Faktor in der postoperativen Betreuung.
Postoperative Schlafbeschwerden sind ein häufiges Problem, ausgelöst unter anderem durch den operativen Eingriff als Stressfaktor. Schlaf ist ein entscheidender Faktor in der postoperativen Genesung.
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang von Schlafbeschwerden auf das subjektive Schmerzempfinden und den Einfluss von Schlafqualität auf das individuelle Wohlbefinden.
Material und Methoden:
Diese Arbeit basiert auf den Daten einer größeren Studie an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie des LKH-Universitätsklinikums Graz. In einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden 240 Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren am ersten postoperativen Tag befragt. Der Fragebogen, basierend auf QuIPsI, wurde zur einheitlichen Erfassung von postoperativen Schmerzen und dem postoperativen Befinden von Kindern und Jugendlichen entwickelt. Primär wurde der Zusammenhang zwischen postoperativen Schlafstörungen und Schmerzen am nächsten Tag untersucht, wobei als primäres Schmerzitem der Maximalschmerz untersucht wurde. Sekundär wurden die Auswirkungen von Schlafstörungen auf das Wohlbefinden am nächsten Tag untersucht sowie schlafbeeinflussende Faktoren (ASA, Alter, OP-Dauer, Geschlecht) analysiert und interpretiert. Zusätzlich wurde die Prävalenz von Schlafstörungen im stationären Setting erhoben.
Ziel ist das Aufzeigen eines Zusammenhangs von Schlaf auf das Schmerzempfinden am nächsten Tag bzw. die Auswirkungen von Schlafstörungen auf das subjektive Wohlbefinden.
Ergebnisse:
Es zeigten sich signifikante Ergebnisse bei schmerzbedingten Ein- und Durchschlafproblemen und dem Maximalschmerz sowie bei Schmerzen in verschiedenen Situationen am nächsten Tag. PatientInnen mit schmerzbedingten Schlafbeschwerden (Einschlaf und Durchschlafstörungen) gaben höheren Maximalschmerz am folgenden Tag an. Auch die weiteren Schmerzscores am nächsten Tag waren signifikant höher bei schmerzbedingten Schlafstörungen. Bei nichtschmerzbedingten Erwachen wurden keine signifikanten Zusammenhänge gefunden.
Schmerzbedingte Ein- und Durchschlafproblemen wirkten sich auch signifikant auf das Wohlbefinden der PatientInnen aus. Sie fühlten sich häufiger unwohl, schwach, depressiv, schlapp und weniger gut.
In unserem Kollektiv klagten 30,0% der PatientInnen über schmerzbedingte Einschlafprobleme, 37,9% über schmerzbedingtes Erwachen sowie 57,1% über nicht schmerzbedingtes Erwachen aus anderen Gründen.
Diskussion:
In dieser Studie konnte der enge Zusammenhang von Schlaf und Schmerz gezeigt werden. Jene PatientInnen mit schmerzbedingten Schlafbeschwerden hatten signifikant höhere Schmerzen am nächsten Tag, dies deckt sich mit Vergleichsliteratur. Die Wirkrichtung ob dieser erhöhte Schmerz wiederrum zu vermehrten Schlafproblemen führt, wurde nicht untersucht und sollte in Folgestudien analysiert werden. Auch der Zusammenhang von Schlaf und dem subjektiven Wohlbefinden wurde gezeigt. Jugendliche mit schmerzbedingten Schlafbeschwerden fühlten sich häufiger schwach, schlapp und unwohl.
Desweiteren ist die Prävalenz von Schlafproblemen im hospitalisierten Rahmen um ein vielfaches höher als im Alltag von gesunden Kindern und Jugendlichen.
Conclusio:
Der negative Einfluss von gestörter Schlafqualität auf Schmerz und das Wohlbefinden konnte gezeigt werden. Das zeigt die eminente Bedeutung von Schlaf im Rahmen des stationären Aufenthalts und die Notwendigkeit der individuellen Evaluierung jeder PatientIn auf prä- oder postoperative Schlafbeschwerden.