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Gewählte Publikation:

Pieber, D.
Der natürliche Verlauf der Influenza in kritisch kranken PatientInnen auf der Intensivstation der klinischen Abteilung für Innere Medizin in den Jahren 2015 bis 2016 - eine (explorative) retrospektive Pilotstudie an 21 PatientInnen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Eller Philipp
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung: Schwerwiegende Influenzainfektionen sind insgesamt selten. Kommt es jedoch zur Influenzapneumonie, kann ein begleitendes ARDS eine (oft protrahierte) intensivmedizinische Behandlung mit maschineller Beatmung erfordern. Ziel dieser Studie ist es, die klinischen Charakteristika von PatientInnen mit Influenzapneumonie und ARDS näher zu beschreiben. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Dauer des Intensivaufenthaltes, der Dauer der mechanischen Beatmung und deren Korrelation mit dem persistierenden Influenzavirusnachweis in der PCR. Methoden: An PatientInnen, die zwischen Jänner 2015 und Mai 2016 auf der Intensivstation der Abteilung für Innere Medizin der Medizinischen Universität Graz wegen einer schwerwiegenden Influenzainfektion in Behandlung waren, wurde zu diesem Zweck eine retrospektive, explorative Datenanalyse mit dem Fokus auf den klinischen Charakteristika und der Dynamik der Virusausscheidung durchgeführt. Ergebnisse: Im entsprechenden Zeitraum waren 21 PatientInnen wegen Influenzapneumonie und begleitendem ARDS in intensivmedizinischer Behandlung. Die Zeit vom Beginn des Intensivaufenthaltes bis zum letzten positiven Influenzavirusnachweis in der RT-PCR variierte stark - mit einem Maximum von 24 Tagen. Sowohl die Dauer der intensivmedizinischen Behandlung als auch die Dauer der mechanischen Beatmung korrelierten direkt mit der Influenzaviruspersistenz. Immunsuppression (42,9%), Adipositas (38,1%) und chronische Herzerkrankungen (38,1%) waren die häufigsten Begleiterkrankungen in dieser Kohorte. Die meisten PatientInnen hatten zu Behandlungsbeginn eine Lymphozytopenie (90,5%). Auch eine Thrombozytopenie (42,9%) und erhöhte Kreatininwerte (47,6%) waren häufige Befunde im Aufnahmelabor. Die Hospitalisationsdauer lag durchschnittlich bei ca. einem Monat (31,4 ± 3,9 Tage). Einige PatientInnen (23,8%) hatten bereits einen mehr als 7-tägigen Krankenhausaufenthalt hinter sich und die Infektion somit nosokomial erworben. Die häufigsten Komplikationen waren Schock (76,2%), Rhabdomyolyse (33,3%) und akutes Nierenversagen (28,6%). Eine Influenzapneumonie mit begleitendem ARDS war in diesem Patientengut mit einer hohen Mortalität von 33,3% assoziiert. Schlussfolgerung: Bei schwerwiegenden Influenzainfektionen kann es zu einer verzögerten Erregerclearance kommen, welche mit der Dauer der mechanischen Ventilation und des Intensivaufenthalts korreliert. Isolierungsmaßnahmen sollten deshalb gegebenenfalls verlängert und individuell an den Krankheitsverlauf angepasst werden. Bestimmte laboratorische Befundkonstellationen können im Rahmen der Influenzadiagnostik hilfreich sein, um eine antivirale Therapie und erforderliche Isolierungsmaßnahmen frühzeitig einzuleiten. Vor allem bei RisikopatientInnen und medizinischem Personal sollte eine Grippeimpfung forciert werden, um Influenzapneumonien und ihre gravierenden Folgen möglichst zu verhindern.

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