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Gewählte Publikation:

Waldner, J.
Retrospektive Studie zur parenteralen Rehydration bei akuter Gastroenteritis
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 76 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Bauchinger Sebastian
Gallistl Siegfried
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Die akute Gastroenteritis (AGE) ist in Europa meistens durch Viren oder Bakterien bedingt. Ein laborchemisch nachweisbares Flüssigkeitsdefizit muss ausgeglichen werden. Laut europäischen Leitlinien, wie jener der European Society for Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition (ESPGHAN), kann in leichten Fällen eine orale Rehydration erfolgen. Schwere Fälle sollen intravenös (i.v.) therapiert werden. Ziel dieser Arbeit ist eine retrospektive Darstellung der Rehydrationstherapie von Kindern und Jugendlichen mit AGE an der Medizinischen Universität Graz (MUG). Das zweite Ziel ist einen Überblick über AGE-Therapieleitlinien anderer österreichischer Kinderkliniken zu erhalten. Material und Methoden: Im ersten Teil der Arbeit konnten 463 stationäre Kindern und Jugendlichen mit AGE in einem Zeitraum von 24 Monaten (01.01.2013 – 31.12.2014) retrospektiv statistisch ausgewertet werden. Eingeschlossen wurden PatientInnen mit der Diagnose AGE, wobei diese Fälle bezüglich (1) der Stuhlkeim-Analyse [viral: Noro-, Rota-, und Adenovirus; bakteriell: Salmonellen und Campylobacter], (2) dem klinischen Erscheinungsbild, (3) der Laborparameter [u.a. Base Excess (BE)], (4) der Krankenhausaufenthaltdauer, (5) der Therapiestrategie [per os vs. intravenös] analysiert wurden. Per os Therapie bedeutet die orale Rehydration mittels einer Elektrolytlösung (Normolyt®), i.v. Rehydration entspricht einem Schema („Graz Schema“), bei dem in der ersten Phase eine Ringerlactatlösung (10ml/kg in 2h) und in der zweiten Phase eine vorgefertigte semitone Infusionslösung (Glucolyt Paed®) verwendet wird. Letztere ist auf den Flüssigkeitsbedarf, welcher über die Körperoberfläche berechnet wird, abgestimmt. Im zweiten Teil der Arbeit wurden elektronische Fragebögen an 41 Kinderkliniken in Österreich ausgesendet, wobei Antworten von 21 Abteilungen ausgewertet werden konnten. Ergebnisse: Von den 463 eingeschlossenen AGE-PatientInnen an der MUG konnte in 209 Fällen (45,1%) kein Erreger nachgewiesen werden, klinisch entsprachen diese jeweils einer viralen AGE. Am häufigsten wurden Noroviren (n=138; 29,8%), gefolgt von Rotaviren (n=83; 17,9%) und Adenoviren (n=3; 0,7%) detektiert. Bei 4 (0,9%) Infektionen wurden mehrere Viren festgestellt. Es wurden 26 (5,6%) Fälle von bakterieller AGE beobachtet, die sich auf 14 (3%) Campylobacter-AGE, 11 (2,4%) Salmonellen-AGE und 1 (0,2%) AGE ohne Erregernachweis aufteilten. Bei oraler Behandlungsstrategie (n=78; 16,8%) besserte sich der BE von -3,9 auf -2,6 (p=0,000). Bei i.v. therapierten PatientInnen (n=385; 83,2%) besserte sich der BE von -8,1 auf -2,2 (p=0,000). Oral rehydrierte PatientInnen waren im Schnitt kürzer in stationärer Behandlung (2,1 vs. 2,9 Tage; p=0,000). Die Umfrage zeigte, dass ein Großteil der befragten Abteilungen schriftliche Leitlinien verwenden (16/21). Die Einschätzung der Dehydration erfolgt primär klinisch (21/21) und laborchemisch (16/21). Als laborchemische Marker kommen Elektrolytverschiebungen (20/21), pH-Wert (19/21) und BE (18/21) zum Einsatz. Die zu refundierende Flüssigkeitsmenge wird meistens über das Gewicht berechnet (18/21). In den meisten Abteilungen bleiben die PatientInnen nach Abschluss der Rehydration noch 12-24 Stunden stationär (10/21). Conclusio: Der erste Teil der Arbeit zeigt bezüglich der Keimverteilung in Graz eine Vergleichbarkeit mit publizierten Studien. Das verwendete i.v. Rehydrations-schema scheint effektiv zu sein. Der Vergleich mit bereits publizierten Studien stellte sich als schwierig heraus, da andere laborchemische Parameter verwendet wurden. Bezüglich der Aufenthaltsdauer konnte das „Graz-Schema“ mit einer Metaanalyse verglichen werden (2,9 vs. 3,6 Tage). Weitere Untersuchungen sollten durchgeführt werden, idealerweise mittels prospektiver Studien. Der zweite Teil der Arbeit zeigt die Heterogenität der Behandlung von AGE in Österreich auf.

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