Gewählte Publikation:
Frank, J.
Langzeitergebnisse der mit fäkaler Mikrobiota Transplantation behandelten Patienten und Patientinnen in Graz - Sicherheitsdaten
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Constantini-Kump Patrizia
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Die fäkale Mikrobiota Transplantation (FMT) ist Gegenstand vieler klinischer Studien als neues therapeutisches Konzept. Sie dient als Therapie von Erkrankungen, die durch eine veränderte Mikrobiota, auch Dysbiose genannt, ausgelöst werden. Der Einsatz wird aufgrund fehlender Sicherheitsdaten kontrovers diskutiert. Ziel dieser Arbeit ist es Sicherheitsdaten zur Optimierung der FMT zu eruieren. Dafür wurden Kurzzeit- und Langzeitnebenwirkungen, bei allen in Graz mit FMT behandelten Patienten/ Patientinnen, ermittelt. Ein Schwerpunkt stellt die Immunsuppression (IS) und Multimorbidität dar. Methoden: Im Zeitraum von 02/2011 bis 07/2014 wurden insgesamt 30 Patienten/ Patientinnen behandelt. Das Kollektiv bestand aus Patienten/ Patientinnen mit einer Colitis ulcerosa (n=21), Clostridium difficile Infektion (CDI) (n=7) und Kolitis anderer Genese (n=2). Sie wurden in unserer Abteilung mit koloskopisch applizierter FMT behandelt. n=16/21 der CU- Patienten/ Patientinnen erhielten eine mehrfache Applikation, dadurch ergaben sich 94 durchgeführte FMT an der medizinischen Universität Graz. Alle Patienten/ Patientinnen zeigten refraktäre Verläufe auf die medikamentöse Standard- Therapie. Die FMT wurde bei CU- Patienten/ Patientinnen als Add- on Therapie verabreicht. Etwa 72,8% aller Patienten/ Patientinnen erhielten mindestens ein Immunsuppressivum. Kurzzeitige Nebenwirkungen (bis Tag 14) und Laborparameter wurden erfasst. Langzeitnebenwirkungen bezüglich neu aufgetretener Erkrankungen oder persistierender Symptome wurden telefonisch ermittelt. Als Responder gelten alle CU- Patienten/ Patientinnen mit einer Mayo Score Reduktion von = 3 Punkten. Als Remission gilt ein Mayo Score von insgesamt <2 Punkten. Bei den Patienten/ Patientinnen mit CDI oder Kolitis anderer Genese wurde das klinische Ansprechen als Response bewertet. Resultate: Bei Patienten/ Patientinnen mit mehrfacher IS zeigte sich der mediane CRP Anstieg einen Tag nach FMT geringer, als im Kollektiv ohne IS. Dies lässt Rückschlüsse auf eine verminderte oder verzögerte systemische Immunreaktion bei diesen Personen zu. Zwei immunsupprimierte Personen zeigten einen selbstlimitierenden Temperaturanstieg bis zu 38,1¿C im Zusammenhang mit der FMT Applikation. Bei intensivpflichtigen Patienten/ Patientinnen wurden keine schweren Nebenwirkungen verzeichnet. Circa 14,3 % (n=3/21) der CU- Patienten/ Patientinnen erreichten eine Remission. Dies waren ausschließlich Patienten/ Patientinnen mit mehrfacher Gabe der FMT und antibiotischer Vortherapie. Sechs der CDI Patienten/ Patientinnen (n=6/7) und eine Kolitis Patientin (n=1/2) erreichten klinische Remission. Geringe laborchemische Entzündungsaktivität vor der FMT stand mit einem positiven Ansprechen im Zusammenhang. Unter anderem aufgetretene Kurzzeitnebenwirkungen aller Patienten/ Patientinnen: Temperatur Anstieg bis 38,1 ¿C (n=5), Infektionen (n=2), abdominale Schmerzen (n=6), Flatulenz (n=3). Langzeitnebenwirkungen: intermittierende Gluten- Sensitivität (n=1), post- infektiöses Reizdarmsyndrom (n=1). Zwei CU- Patienten mit chronisch aktivem Verlauf (FMT Teil- Responder) entwickelten 5 und 18 Monate nach FMT eine Kolonstenose mit folgender Kolektomie. Eine der Stenosen wurde histologisch als low- grade DALM beurteilt. Fazit: Koloskopisch verabreichte FMT zeigt eine hohe Sicherheit auch bei immunsupprimierten und multimorbiden Patienten/ Patientinnen. Es wurden keine schweren Zwischenfälle beobachtet. Aufgetretene Temperaturerhöhungen unter IS waren selbstlimitierend. Aufgetretene Infektionen standen nicht im Zusammenhang mit der FMT. Bei CU- Patienten/ Patientinnen scheint die mehrfache FMT Applikation der einzelnen überlegen zu sein. Personen mit zu Beginn laborchemisch geringer Krankheitsaktivität sprachen besser auf die FMT an. Hb, CRP, Calprotectin und IL- 6 könnten in Zukunft und mit weiterführenden Studien als prädiktive Marker für den sinnvollen Einsatz der FMT herangezogen werden.