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Gatkowsky, K.
Einschätzung des kardiovaskulären Risikos bei PatientInnen mit bipolar-affektiver Störung
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 77
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Fellendorf Frederike
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Reininghaus Eva
- Altmetrics:
- Abstract:
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Einleitung:
Die bipolar-affektive Erkrankung ist eine schwerwiegende psychiatrische Erkrankung, die mit einer erhöhten Mortalität einhergeht. Eine maßgebliche Ursache dafür sind kardiovaskuläre Ereignisse. Häufig bestehen bei der bipolar-affektiven Erkrankung eine Vielzahl an kardiovaskulären Risikofaktoren und Komorbiditäten. In der Literatur ist beschrieben, dass Betroffene im Vergleich zu psychisch Gesunden im Durchschnitt 14 Jahre früher eine kardiovaskuläre Erkrankung entwickeln. Dennoch existiert kein standardisiertes Vorgehen kardiovaskuläre Risikofaktoren zu erfassen und geeignete Präventionsstrategien zur Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen zu entwickeln.
Ziel:
Das Ziel war die Einschätzung des kardiovaskulären Risikos bei PatientInnen mit einer bipolar-affektiven Störung anhand drei etablierter Prädiktoren: (1) Intima-Media-Dicke, (2) distensibility (Gefäßdehnbarkeit) und (3) dem PROCAM-Risiko-Score
Methoden:
Unter Verwendung von B-Mode Sonografie wurden bei 47 Betroffenen mit einer bipolar-affektiven Erkrankung und 32 Kontrollpersonen die momentanen Intima-Media-Dicken sowie die distensibility der linken beziehungsweise rechten Arteria carotis communis (ACC) ermittelt. Zusätzlich wurden kardiovaskuläre Risikofaktoren zur Berechnung des PROCAM-Score erfasst (Alter, Geschlecht, Rauchverhalten, Diabetes mellitus Typ 2, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyzeride, systolischer Blutdruck, positive kardiovaskulären Familienanamnese).
Ergebnisse:
Es zeigten sich bei Betroffenen mit einer bipolar-affektiven Erkrankung signifikant erhöhte Intima-Media-Dicken (rechte ACC: p = 0,001; linke ACC: p < 0,001) und eine signifikant erniedrigte distensibility (rechte ACC: p = 0,001; linke ACC: p < 0,001). Es bestand eine erhöhte Prävalenz an kardiovaskulären Risikofaktoren und ein signifikant erhöhter PROCAM-Score (p = 0,005) bei Betroffenen mit einer bipolar-affektiven Erkrankung. Zusätzlich ergaben sich signifikante Korrelationen zwischen den drei Parametern Intima-Media-Dicke, distensibility und PROCAM-Score.
Conclusio:
Betroffene mit einer bipolar-affektiven Erkrankung wiesen ein höheres kardiovaskuläres Gesamtrisiko, dickere Gefäßwände und eine niedrigere Gefäßdehnbarkeit auf. Dies könnte mit höhergradigen atherosklerotischen Gefäßveränderungen in Verbindung stehen. Eine frühzeitige und kontinuierliche Wahrnehmung der erhöhten kardiovaskulären Vulnerabilität sowie die Umsetzung von präventiven beziehungsweise therapeutischen Maßnahmen ergäben einen wertvollen Benefit für den Krankheitsverlauf, die Lebenserwartung und die Lebensqualität der Betroffenen.