Gewählte Publikation:
Trost, J.
Sexualität nach Prolapsoperation mit oder ohne konkomitanter Inkontinenzoperation
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Bjelic-Radisic Vesna
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Gold ehem Ulrich Daniela
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Der urogenitale Prolaps ist ein sehr weit verbreitetes Phänomen mit einer großen klinischen Relevanz und assoziiert mit erheblichen Einbußen in der Lebensqualität und Sexualfunktion. Mehr als ein Drittel aller Frauen erleiden im Laufe ihres Lebens einen Deszensus oder Prolaps, der definiert ist als eine Herniation der inneren Genitalorgane in die Vagina unter Mitnahme von Blase bzw. Darm. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und liegen einer Insuffizienz des Beckenbodens zugrunde. Häufig versagen konservative Therapiekonzepte, sodass sich jede fünfte betroffene Frau einer chirurgischen Sanierung unterzieht. Aufgrund einer ähnlichen Ätiologie kommt es häufig zu einer zusätzlichen manifesten oder larvierten Stressinkontinenz. Eine zeitgleiche Inkontinenzoperation im Rahmen der Prolapssanierung kann erfolgsversprechend sein, jedoch auch mit einer vermehrten Komplikationsrate einhergehen. Rezente Daten bzgl. des Outcomes, vor allem auf die Auswirkungen auf die Sexualität, sind spärlich und häufig widersprüchlich. Ziel dieser Studie ist es herauszufinden, inwiefern sich Prolapsoperationen mit oder ohne konkomitanter Inkontinenzoperation auf die Sexualität auswirken.
Methoden: Im Rahmen dieser retrospektiven Kohortenstudie wurden relevante Daten jener Frauen erhoben, die sich einer Prolapsoperation mit und ohne konkomitanter Inkontinenzoperation im Zeitraum von 1999 bis 2015 an der gynäkologischen Abteilung der Universitätsklinik Graz unterzogen haben. Zusätzlich wurden ihnen jeweils drei standardisierte Fragebögen zugeschickt (Female Sexual Function Index, King‘s Health Questionnaire und Incontinence Outcome Questionnaire). Anhand der numerischen Daten wurden Mittelwerte und Standardabweichungen berechnet und analysiert. Entsprechend der Prolapsbehandlung mit und ohne konkomitanter Inkontinenzoperation bei manifester oder larvierter Harninkontinenz wurden die teilnehmenden Frauen in vier Gruppen eingeteilt und miteinander verglichen.
Ergebnisse: 49 Probandinnen nahmen an der Studie teil, 48 Patientinnen beantworteten die Fragebögen. Davon zeigten 21 (42,9%) Frauen eine manifeste Stressinkontinenz, 16 (32,7%) von ihnen unterzogen sich einer konkomitanten Inkontinenzoperation, 5 (10,2%) der Frauen entschieden sich für eine isolierte Prolapssanierung. 28 (57,1%) wiesen eine larvierte Stressinkontinenz auf, die bei 20 (40,8%) zusätzlich zur Prolapsoperation operativ behandelt wurde. 8 (16,3%) Patientinnen lehnten einen zeitgleichen Inkontinenzeingriff ab. Im FSFI konnte kein klarer Unterschied im sexuellen Outcome zwischen den unterschiedlichen operativen Vorgehen beobachtet werden. Es lag bei allen Gruppen eine sexuelle Dysfunktion vor, welche dem höheren Alter und der sexuellen Inaktivität zuzusprechen ist. Im KHQ zeigten alle Gruppen gute Ergebnisse bzgl. Lebensqualität mit einer geringen subjektiven Einschränkung, jedoch vermehrten postoperativen Blasenproblemen in den konkomitant operierten Gruppen. Im IOQ konnte eine tendenziell höher empfundene Lebensqualität anhand des QOL-Scores in den Gruppen mit einem zeitgleichen Inkontinenzeingriff verzeichnet werden.
Conclusio: Es zeigten sich keine eindeutigen Unterschiede in der postoperativen Sexualfunktion zwischen den Gruppen mit und ohne konkomitanter Inkontinenzoperation. Die Probandinnen nach einem kombinierten Eingriff bewerteten ihre Lebensqualität und ihre Zufriedenheit nach den Operationen tendenziell höher als die Vergleichsgruppen. Dennoch bedarf es aufgrund vermehrter Komplikationen einer individuellen Entscheidung über das Therapieverfahren sowie weiterer prospektiver Studien.