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Selected Publication:

Hetzmannseder, S.
Einfluss der Zumischung von flüssigen antiinfektiven Wirkstoffen auf PMMA Zement
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 93 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Kittinger Clemens
Kühn Klaus-Dieter
Altmetrics:

Abstract:
Problemstellung: Patientenbezogene Revisionseingriffe nehmen zu und bedürfen bei vorliegenden Infekten ein vom Chirurgen und Mikrobiologen abgestimmtes antibiotisches Vorgehen. Im zweizeitigen Verfahren werden in der Regel PMMA Spacer eingesetzt, denen Antibiotika in Pulverform zugemischt werden. Nicht immer sind sterile pulverisierte Antibiotika verfügbar. Flüssige Antibiotikazusätze wären dann eine Alternative. Welche Einflüsse die Zugabe von flüssigen Wirkstoffen auf die Qualität der Spacers hat, ist weitestgehend unbekannt. Methoden:In einer Referenzgruppe 1 (1 g Clindamycin auf 40 g PMMA Pulver) sowie in drei Testgruppen (Testgruppe 1: 1 ml Clindamycin in 20 ml MMA, Testgruppe 2: 1 ml Clindamycin auf 40 g PMMA Pulver, Testgruppe 3: 1 ml Clindamycin in PMMA Teig)werden Zementformkörper mechanisch (ISO 5833, DIN 53435) und mikrobiologisch(Hemmhoftests gegen Staphylococcus aureus,Staphylococcus epidermidis,Propionibacterium acnes und MRSA) untersucht. Ergebnisse: Die Qualität des PMMA nach Zugabe flüssiger Antiinfektiva wird sowohl in der Mechanik als auch in der mikrobiologischen Effektivität negativ beeinflusst. Beim ISO Biegemodul konnte die stärkste Abnahme in den Testgruppen 2 und 3 (circa 12%),bei der ISO Biegefestigkeit und ISO Druckfestigkeit jeweils in Testgruppe 2 (Druckfestigkeit ca. 7%, Biegefestigkeit ca. 12%), bei der DIN Schlagzähigkeit war die höchste Abnahme in Gruppe 1 und 3 (circa 19%) und in der DIN Biegefestigkeit in der Gruppe 2 und 3 (circa 15%) feststellbar. Zudem konnten Unterschiede festgestellt werden,wenn das Clindamycin plain Zementen beziehungsweise antibiotikahaltigen Zementen zugemischt wurden.Die Effektivität reduzierte sich gegen Staphylococcus aureus und Staphylococcus epidermidis um etwa 30%, gegen Propionibacterium acnes um circa 45% und gegen MRSA um circa 15%. Bei plain Zementen war die Reduktion am auffälligsten in Testgruppe 2 und 3, während die Zugabe des flüssigen Clindamycin bei bereits gentamycinhaltigen Zement deutlich geringer ausfiel. Schlussfolgerung: Die Zugabe von flüssigen Antibiotika bewirkt eine signifikante Reduzierung der mechanischen Eigenschaften, sowie der mikrobiologischen Effektivität bereits bei niedrigen Dosierungen. Einer Zugabe flüssiger Antiinfektiva ist daher abzuraten und sollte nur dann verwendet werden, wenn sterile pulverförmige Antiinfektiva nicht zur Verfügung stehen beziehungsweise nur Antiinfektiva wirksam sind, die in flüssiger Form erhältlich sind.

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