Gewählte Publikation:
Schönegger, N.
Welchen Stellenwert haben Antiphospholipid Antikörper bei Raynaud Phänomen?
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 83
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Hackl Gerald
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Hafner Franz
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- Abstract:
- Zusammenfassung
Einführung:
Das Raynaud Phänomen ist eine relativ häufige Erkrankung und manifestiert sich an den Akren, vor allem an den Fingern. Gekennzeichnet ist das Raynaud Phänomen durch Abblassung, gefolgt von zyanotischer Verfärbung und einer Phase der Hyperämie, oft begleitet von Schmerzen oder Parästhesien. Es kommt isoliert als primäre Form, so wie auch im Rahmen von systemischen Erkrankungen, zumeist Kollagenosen, vor und wird zumeist von Kälte oder emotionalem Stress ausgelöst. Der Begriff Antiphospholipid Antikörper beschreibt eine Gruppe von Antikörpern mit gerinnungsaktiven Eigenschaften, die ebenfalls entweder primär oder im Rahmen von ursächlichen Grunderkrankungen wie Kollagenosen auftreten.
Zu beiden Themengebieten gibt es eine Vielzahl an Studien und Literatur, doch welchen Stellenwert die Bestimmung von Antiphospholipid Antikörpern beim Raynaud Phänomen hat, wurde bisher wenig hinterfragt.
Methoden:
Für diese Arbeit wurden Daten von 250 PatientInnen neu erhoben und mit der bestehenden Datenbank der klinischen Abteilung für Angiologie der medizinischen Universität Graz zusammengeführt. Die erhobenen klinischen Charakteristika und die Laborwerte von insgesamt 919 PatientInnen, die sich an der Abteilung in Nachsorge befinden, wurden im Rahmen unserer retrospektiven Datenanalyse auf Unterschiede in der Raynaud Symptomatik, in Abhängigkeit von Vorhandensein oder Fehlen von Antiphospholipid Antikörpern untersucht. Des Weiteren wurde die Häufigkeit des Auftretens von Antiphospholipid Antikörpern bei PatientInnen mit Raynaud Syndrom erhoben. Hierbei wurden nur PatientInnen mit primärem Raynaud Syndrom und sekundärem Raynaud Syndrom bei definitiver Diagnose einer Kollagenose einbezogen. Ausgeschlossen wurde alle PatientInnen bei denen keine Bestimmung der Antiphospholipid Antikörper durchgeführt wurde und jene, bei denen zu wenig Daten über die Raynaud Symptomatik vorlagen, was insgesamt zu einer Studienpopulation von 237 PatientInnen geführt hat.
Ergebnisse:
Die Häufigkeit von Antiphospholipid Antikörpern in der Studienpopulation betrug 10,5%. In der Subgruppe mit primärem Raynaud Syndrom betrug die Häufigkeit 8,7% und bei jenen PatientInnen mit Kollagenose 15,8%.
Signifikante Unterschiede in der Symptomatik, was Farbveränderungen, mehrphasige Manifestation, Befall der oberen oder unteren Extremität oder des Daumens und beidseitiges Auftreten von Raynaud Episoden betrifft, konnten weder für die Gesamtpopulation noch für eine der Subgruppen festgestellt werden.
Signifikante Unterschiede zeigten sich beim Auftreten von akralen Nekrosen. Diese waren in der Subgruppe von PatientInnen mit Kollagenose und positivem Antiphospholipid Antikörper Nachweis (33,3%) signifikant häufiger als bei jenen PatientInnen mit Kollagenose ohne Antikörpernachweis (7,8%) (p=0,030).
Diskussion:
In unserer Studie konnte kein statistisch signifikanter Unterschied in der Raynaud Symptomatik zwischen Patientinnen und Patienten mit und ohne Antiphospholipid Antikörper festgestellt werden. Dies betrifft sowohl die gesamte Studienpopulation, sowie auch die Subgruppen von PatientInnen mit primärem Raynaud Phänomen und Kollagenose.
Ein signifikanter Unterschied, der festgestellt werden konnte, ist das häufigere Auftreten von akralen Nekrosen bei PatientInnen mit Kollagenose und positivem Nachweis von Antiphospholipid Antikörpern. In dieser Gruppe entwickelten 33,3% (4/12 PatientInnen) eine akrale Nekrose, während solche PatientInnen mit Kollagenose ohne Antikörper nur in 7,8% (5/64) eine solche entwickelten.
Dies könnte in Zukunft zur Risikostratifizierung von PatientInnen mit Kollagenose genutzt werden, um solche Individuen, die Gefahr laufen eine akrale Nekrose zu entwickeln, möglichst früh zu identifizieren und gegebenenfalls frühzeitig therapeutisch gegenzusteuern. Um dies zu bestätigen sind jedoch noch weitere Studien nötig.