Gewählte Publikation:
Reihs, F.
Kernkompetenzen im Notfallmanagement des akuten Thoraxschmerzes - Effekte eines simulationsbasierten Ausbildungsprogrammes für Medizinstudierende
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 124
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Schmidt Albrecht
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Wegscheider Thomas
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Der akute Thoraxschmerz ist mit einem Anteil von 20 Prozent der zweithäufigste Grund für ärztliche Konsultationen. Etwa 1,5% der Allgemeinbevölkerung suchen jährlich ärztliche Hilfe aufgrund von Thoraxschmerzen auf. Mit einem Anteil von 45 – 50% ist der akute Thoraxschmerz kardialer Genese, jedoch gehören ca. 50% dieser Patientinnen und Patienten der Niedrigrisikogruppe an. Akute Thoraxschmerzen können eine Vielzahl von Ursachen haben. Deshalb ist es für Ärztinnen und Ärzte in der Notaufnahme essenziell jene Patientinnen und Patienten aus der Vielzahl mit dem Leitsymptom Thoraxschmerz herauszufiltern, welche ein hohes Mortalitätsrisiko haben.
Das Ziel dieser Diplomarbeit ist die Lehrveranstaltung „SIMLine: Chest Pain“ nach inhaltlichen und didaktischen Gesichtspunkten zu beschreiben und zu evaluieren ob Medizinstudierende Patientinnen und Patienten mit akutem Thoraxschmerz im simulierten Umfeld gemäß aktueller Fachleitlinien untersuchen und behandeln können.
Material und Methoden: Es wurden audiovisuelle Aufzeichnungen von High-Fidelity-Simulationstrainings der Lehrveranstaltungsreihe „Die Grazer SIMLine: Chest Pain“ und „Notaufnahme“ retrospektiv mittels leitlinienkonformen Checklisten analysiert. Des Weiteren wurden Checklisten von Überprüfungen der EKG-Analyse und der sicheren Defibrillation (Procedure-Proficiency-Checks) retrospektiv ausgewertet. Die erhobenen Parameter wurden in Microsoft Excel® - Datentabellen gesammelt, deskriptiv analysiert und graphisch dargestellt.
Ergebnisse: Insgesamt nahmen 65 Studentinnen und Studenten an einem Full-Scale-Simulationstraining teil. Dabei wurden 16 Szenarien audio-visuell aufgezeichnet. Das initiale ABCDE-Assessment wurde in allen Szenarien durchgeführt und im Durchschnitt zu 57±7% korrekt erfüllt. Im Median betrug die Dauer für das ABCDE-Assessment 06:52 Minuten, die Analyse des 12-Kanal-EKGs 10:15 Minuten sowie des Stellen der Notfalldiagnose 06:06 Minuten. Die Notfallteams erfüllten durchschnittlich zu 80±11% die Empfehlungen der Leitlinien bei der Behandlung von Patientinnen und Patienten mit akutem Thoraxschmerz und auftretenden Herzrhythmusstörungen. Entsprechend den Leitlinien wurden ein STEMI zu 76%, ein NSTEMI zu 68%, eine Pulmonalarterienembolie zu 70% sowie eine instabile ventrikuläre Tachykardie zu 87% und eine Bradykardie zu 86% korrekt behandelt. Bei den Procedure-Proficiency-Checks analysierten die Studentinnen und Studenten in 74% der Fälle die dargestellten Herzrhythmen im EKG richtig und führten die sichere Defibrillation im Mittel zu 82% fachgerecht durch.
Schlussfolgerung: In Zusammenschau der analysierten Daten und der Literatur zeigen sich die positiven Effekte des Ausbildungsprogrammes „Die Grazer SIMLine: Chest Pain“ an der Medizinischen Universität Graz durch eine hohe Leitlinienadhärenz sowie auch im zeitlichen Ablauf der gesetzten Maßnahmen. Auf Verbesserungsmöglichkeiten einzelner Parameter in der Lehrveranstaltung wird anhand der Datenlage hingewiesen.