Gewählte Publikation:
Clement, B.
Die anatomische Passform von beugeseitigen Radius-Osteosyntheseimplantaten am nicht gebrochenen distalen Radius
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 70
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Puchwein Paul
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- HINTERGRUND: Die distale Radiusfraktur ist mit ¼ aller Knochenbrüche die häufigste Fraktur des Menschen. Die operative Versorgung mittels winkelstabiler volarer Osteosyntheseplatten stellt zurzeit das Therapieverfahren der Wahl dar. Aufgrund der Häufigkeit der distalen Radiusfraktur ist das Outcome der Therapie von höherem sozioökonomischen Interesse. Die genauen morphologischen Begebenheiten am distalen Radius werden in der Literatur kaum behandelt, obwohl aktuelle Studien zeigen, dass sowohl das Plattendesign als auch die Plattenlage Einfluss auf die Komplikationsrate haben. Die klinische Erfahrung demonstriert, dass das Plattendesign von ChirurgInnen zur Positionierung und zur Reposition genutzt wird und somit Einfluss auf das Ergebnis der Therapie nimmt. Diese Arbeit untersucht daher Implantate gängiger Hersteller im Hinblick auf ihre Passform und Passgenauigkeit am nicht gebrochenen Radius.
METHODIK: Untersucht wurden 50 Kadaver-Präparate ab dem mittleren Unterarm, konserviert nach der Methode nach Thiel. Ausgeschlossen wurden Präparate mit offensichtlichen Pathologien oder mit bereits stattgehabten Frakturen des distalen Radius. Das Verhältnis rechts zu links betrug 25:25. Die Platten der Hersteller Acumed, Hofer, ITS, Königsee und Synthes wurden lt. Herstellerangaben und unter Anleitung eines erfahrenen Unfallchirurgen optimal an den distalen Radius angelegt, um anschließend den Abstand zum Gelenksspalt sowie den Abstand der distalen und proximalen Schraubenlöcher zum Knochen zu vermessen. Die Platten wurden in bester Position einer semiobjektiven Beurteilung der Passform in 7 Arealen unterzogen inklusive einer möglichen Abhebung vom Knochen durch das Tuberculum radii.
ERGEBNISSE: Alle untersuchten Platten zeigten einen ausreichenden ulnarseitigen Abstand zum Gelenksspalt von mittelwertig 6,8mm (+/- 1,3) und lagen proximal der Watershedline. Radialseitig konnte ein mittelwertiger Abstand von 5,2mm (+/- 1,5) ermittelt werden. Das Implantat von Acumed lag distal der Watershedline. Bei den Abständen der beiden Lochreihen zum Radius konnte im Durchschnitt aller Hersteller mittelwertig ein Ergebnis von 1,2mm (+/- 0,3) für die distale Lochreihe ulnar, 1,1mm (+/- 0,5) für die distale Lochreihe radial, 1,4mm (+/- 0,2) für die 2. Lochreihe ulnar und 1,3mm (+/- 0,3) für die 2. Lochreihe radial gemessen werden. Zwischen der rechten und linken Seite fielen bei einzelnen Messpunkten signifikant unterschiedliche Ergebnisse auf. Bei der semiobjektiven Beurteilung der Auflagefläche passten die Platten in 19% optimal, in 12% radial nicht, in 12% ulnar nicht, in 18% distal nicht, in 30% proximal nicht und in 9% überhaupt nicht auf den Radius. Das Tuberculum Radii drängte in 14% der Fälle die Platten vom Knochen ab.
DISKUSSION: Aus der Untersuchung konnte die Erkenntnis gewonnen werden, dass aktuelle Platten gängiger Hersteller neuesten Studien zur Morphologie des distalen Radius entsprechen. Klinisch relevante Bereiche hinsichtlich der achsengerechten Reponierung der Gelenksfläche, der Rekonstruktion der palmaren Gelenkslippe sowie der funktionellen Wiederherstellung des DRUG scheinen den Messergebnissen entsprechend durch die untersuchten Platten befriedigend chirurgisch adressierbar zu sein. Ein simpleres Design war für den durchschnittlichen geformten Radius kein Nachteil, könnte jedoch in der Anwendung limitiert sein. Eine extreme Plattenlage, distal der Watershedline ist aufgrund einer möglichen erhöhten Komplikationsrate kritisch zu betrachten. Unsere Hypothese, dass mit anatomisch idealer Passform auch ein optimales operatives Ergebnis erzielt werden kann, scheint zumindest für das verwendete Osteosynthesematerial richtig zu sein. In Zukunft sollte die Entwicklung weiter in Richtung Reduktion der Komplikationen gehen, um nicht nur ein klinisch- morphologisch zufriedenstellendes Ergebnis, sondern auch eine maximale subjektive PatientInnenzufriedenheit zu erzielen.