Gewählte Publikation:
Fickert, I.
Sonografie in der Allgemeinmedizin
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 83
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Höfler Reinhild
-
Siebenhofer-Kroitzsch Andrea
- Altmetrics:
- Abstract:
- Zusammenfassung
Einleitung: Sonografie ist ein nicht-invasives, schmerzfreies und beliebig oft einsetzbares
bildgebendes Verfahren, das zudem auch frei von schädlichen Röntgenstrahlen
ist. Es gibt in Österreich keine bundesweit einheitlichen Regelungen
betreffend die prägraduale Ausbildung und die Vergütung von Sonografieleistungen.
In der postgradualen Ausbildung für Allgemeinmedizinerinnen/ Allgemeinmediziner
(AM) in Österreich ist die Anwendung von Sonografie seit Juni 2015 erstmals
Pflichtbestandteil. Daher wird diese Ressource der Ultraschalluntersuchung
in der Allgemeinmedizin bisher nicht überall ausreichend genutzt. In einigen Ländern
des europäischen Auslandes ist die Sonografie in der Basisversorgung bereits
etabliert.
Ziel dieser Diplomarbeit war es, die aktuelle Verbreitung der Sonografie in der
Primärversorgung in Europa abzubilden und durch eine orientierende Literaturrecherche
darzustellen, inwiefern diese Thematik schon in der medizinischen
Fachliteratur aufgearbeitet wurde.
Material und Methoden: Es wurden mit Hilfe eines selbsterstellten Fragebogens
Hausärztinnen/Hausärzte aus nahezu allen Ländern Europas befragt. Dabei wurden
55 Fragebögen ausgeteilt bzw. ausgeschickt. Außerdem wurde eine orientierende
Literaturrecherche zu den Schlagworten „Abdomensonografie“ und „Allgemeinmedizin“
in Pubmed und allgemeinmedizinischen Fachzeitschriften durchgeführt.
Ergebnisse: Es konnten von insgesamt 25 Ländern Antworten erhalten werden.
In 19 Ländern Europas wenden AM bereits Sonografie an, jedoch nur in zwei Ländern
ist sie fester Bestandteil der postgradualen Weiterbildung von AM. Allerdings
gibt es in 13 Ländern freiwillige Weiterbildungsmöglichkeiten in Sonografie für AM.
In sechs Ländern, nämlich in Deutschland, Luxemburg, Niederlande, Norwegen,
Polen und der Schweiz, werden AM Sonografieleistungen von öffentlichen Krankenversicherungen
vergütet. Die Länder unterscheiden sich auch insofern, welche
Organe bzw. Körperregionen mittels Ultraschall untersucht werden.
Durch die Literaturrecherche wurden zehn Artikel gefunden, die sich mit Sonografie
in der Allgemeinmedizin bzw. der Primärversorgung in Europa befassten. Sie
untersuchten unter anderem Argumente für die Sonografie als Hilfsmittel der Primärversorgung
sowie bestehendes Interesse an Ausbildung und Anwendung. Außerdem wurden Bereicherungen durch Sonografie wie verbessertes Patientenoutcome,
zielgerichtete Behandlungen und Kosteneinsparung durch Verringerung
von unnötigen Krankenhauszuweisungen evaluiert. Die bisher durchgeführten
Studien zeigen, dass eindeutig Interesse besteht, Sonografie in der Allgemeinmedizin
anzuwenden. Außerdem gibt es klare Hinweise, dass eine frühe Anwendung
von Sonografie im Behandlungsverlauf eine gezieltere und schnellere Behandlung
ermöglichen und unnötige Maßnahmen verringern kann. Eine ausreichende Untersuchungsqualität
kann durch adäquate Ausbildung gewährleistet werden.
Fazit: Es gibt einige gute Erfahrungswerte aus anderen Ländern, an denen sich
Österreich bei einer weiteren Einführung von Sonografie in der Allgemeinmedizin
orientieren kann – sowohl im Bereich der Ausbildung als auch im Bereich der Finanzierung.
Um eine generelle Einführung in Österreich an die detaillierte Situation
anzupassen sollten gezielte Praxisstudien durchgeführt werden. Die Ergebnisse
dieser Arbeit dienen als Grundlage für das Projekt „Sonografie in der Allgemeinpraxis“
des Instituts für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung
(IAMEV) der Medizinischen Universität Graz.