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Gewählte Publikation:

Hansemann, A.
Überdiagnostik in Screeningprogrammen - Wissensstand von MedizinstudentInnen in Österreich
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Sprenger Martin
Altmetrics:

Abstract:
Überdiagnosen sind eine der wichtigsten Risiken von Screeninguntersuchungen. Dabei werden Tumore entdeckt, welche dem/der PatientIn zu Lebzeiten keine Probleme verursacht hätten, da sie entweder im Wachstum stagnieren oder sich sogar selbständig zurückbilden. Je nach Krebsart werden unterschiedlich viele Tumore überdiagnostiziert. So zeigen aktuelle Studien, dass durch das Brustkrebsscreening etwa 30% aller Tumore überdiagnostiziert werden. Beim Prostatakarzinomscreening liegt die Rate der Überdiagnosen bei etwa 20-30%. Da sowohl beim Gebärmutterhalsscreening sowie beim Screening auf Darmkrebs das Erkennen von Vorläuferläsionen im Vordergrund steht, sind Überdiagnosen hier schwieriger festzustellen. Um den Wissensstand von MedizinstudentInnen zu diesem Thema zu ermitteln führte ich eine Umfrage mittels Online-Fragebogen durch. 555 Studierende nahmen daran teil, 482 (87%) dieser Studierende füllten den Fragebogen vollständig aus. Dabei wurde ermittelt ob Studierende Nutzen und Schaden von Screeninguntersuchungen bewerten können, welche Risiken von Screeninguntersuchungen genannt werden und insbesondere ob Überdiagnosen bekannt sind. Außerdem wurde gefragt wie Nutzen und Schaden von Brust- und Prostatakrebsscreening eingeschätzt werden. Ergebnisse: Über 90% der Studierenden konnten Angaben zur Wirksamkeit von Screeninguntersuchungen nicht richtig interpretieren. So wurden eine erhöhte 5-Jahresüberlebensrate und ein früherer Diagnosezeitpunkt fälschlicherweise als Beweis dafür gesehen, dass Screening Leben rettet. Nur 6,3% der Studierenden nannten Überdiagnosen auf die Frage nach Risiken und Nebenwirkungen von Screeninguntersuchungen. Die meisten Studierenden konnten Nutzen und Risiko des Brustkrebsscreenings richtig einschätzen. Die Vorteile des Prostatakrebsscreenings wurden jedoch von den meisten Studierenden überschätzt, während die Häufigkeit von Überdiagnosen unterschätzt wurde. Die Arbeit zeigt, dass weitere Aufklärung von StudentInnen sowie ÄrztInnen notwendig ist, um schließlich den PatientInnen eine informierte Entscheidungsfindung zu ermöglichen.

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