Gewählte Publikation:
Bermann, C.
Die Beschaffenheit des Beckenbodens bei Nulliparae
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Gold ehem Ulrich Daniela
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- Hintergrund: Die Geburt eines Kindes ist mit dem Auftreten einer Senkung der Urogenitalorgane assoziiert. Ob durch eine Schwangerschaft an sich, die eine Erhöhung des intraabdominalen Drucks bedeutet, oder durch den Geburtsmodus ist nicht zur Gänze geklärt. Das zunehmende Bewusstsein über die wichtige Stützfunktion des Beckenbodens scheint mit einer Angst vor einer Schwäche der Muskulatur und damit assoziierter Probleme einherzugehen. Die Sectiorate scheint weltweit anzusteigen. Bis dato gibt es wenige bis gar keine Studien, die Nulliparae, sozusagen die Ausgangslage aller Geburts-assoziierten Beckenbodendysfunktionen, untersucht haben. In dieser Diplomarbeit wurden Frauen die noch nicht geboren haben im Rahmen einer longitudinal angelegten Studie rekrutiert und untersucht.
Methoden: Die Studienteilnehmerinnen wurden über die Kinderwunschambulanz des LKH Graz rekrutiert. Die objektiv erhobenen Parameter setzten sich aus einer standardisierten Untersuchung durch das POP-Q System, einer digitalen Palpation und der Untersuchung des Beckenbodens und der Beckenorgane mittels 3-D-Ultraschall zusammen. Subjektive Parameter wurden mithilfe des validierten Baessler Beckenboden Fragebogen, der die wichtigsten Bereiche zu Deszensus-assoziierten Symptomen erfasst, erhoben.
Ergebnisse: Zum Zeitpunkt des Abschlusses dieser Diplomarbeit wurden 21 Frauen für die PIP-Studie rekrutiert. Bei der Untersuchung mittels POP-Q System wurden zwei Frauen mit einer Summe aus gh + pb von 8,5 entsprechend einer Ballonierung des Hiatus urogenitalis auffällig. Die digitale Untersuchung erstreckte sich für den vaginalen Ruhetonus von 2 bis 4 Punkten und für die Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur von 2 bis 5 Punkten. Ein Defekt des M. levator ani konnte nicht ertastet werden. Die durchschnittliche Absenkung der einzelnen Kompartimente bei Valsalva erreichte für das vordere 23,2 mm, 28,8 mm für das zentrale und 20 mm für das hintere. Die durchschnittliche mittels 3-D-Ultraschall gemessene Hiatusfläche bei Valsalva lag bei 18,2 cm2. Die einzelnen Scores der Subdomänen des Fragebogens lagen bei durchschnittlich 0,6 für die Blasenfunktion, 1,3 für die Darmfunktion und 0,6 für die Sexualfunktion, mit einem durchschnittlichen Gesamtscore von 2,5.
Schlussfolgerung: Im Rahmen der klinischen Untersuchung konnte bei keiner der Studienteilnehmerinnen ein signifikanter Deszensus der Beckenorgane festgestellt werden. Auffällig ist jedoch die hohe Bandbreite der Ergebnisse, wie sie auch in anderen Studien an Nulliparae gefunden wurden. Die durch einen Fragebogen erhobenen Ergebnisse konnten zeigen, dass auch Nulliparae von Deszensus-assoziierten Symptomen und einem damit einhergehenden Leidensdruck betroffen sein können.