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Gewählte Publikation:

Spitzer, H.
Wachstum und Wachstumshormontherapieeffekte bei Patientinnen und Patienten mit 45,X/46,XY gemischter Gonadendysgenesie. Eine retrospektive Datenanalyse österreichischer Patientinnen und Patienten *geb. zwischen 1988 und 2014
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 95 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Fröhlich-Reiterer Elke
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund:Bei der 45,X/46,XY gemischten Gonadendysgenesie handelt es sich um eine seltene Variante der Geschlechtsentwicklung(1,5 Fälle/10.000 Neugeborene),bei der es zu Abweichungen der normalen männlichen bzw.weiblichen Entwicklung der Gonaden und in der Folge der äußeren Geschlechtsmerkmale kommt.Durch nummerische Aberration der Geschlechtschromosomen entsteht dieser genetische Mosaizismus,welcher neben zahlreichen anderen klinischen Auffälligkeiten zu einem Kleinwuchs der Betroffenen führt. Methoden:Für die retrospektive Datenanalyse wurden die verfügbaren Daten aller österreichischen pädiatrischen Patient_innen(12 Knaben,9 Mädchen)mit 45,X/46,XY Gonadendysgenesie,welche im Zeitraum zwischen 1988 und 2014 geboren wurden und in den unterschiedlichen endokrinologischen Spezialambulanzen(Graz,Wien,Linz,Salzburg,Innsbruck Villach)in Betreuung standen bzw.stehen,erhoben.Neben der Wachstumsanalyse wurden weitere Parameter wie Karyotyp,Phänotyp,Daten zur Diagnosestellung,anatomische und histologische Auffälligkeiten,Daten über den Pubertätseintritt und über durchgeführte operative Eingriffe erhoben. Ergebnisse: Eine Wachstumshormontherapie wurde bei 15 Patient_innen(8 Mädchen,7 Knaben)(71,4%)mit einer durchschnittlichen Wachstumshormondosierung von 0,26 mg/kgKG/Woche bei den Knaben,bzw.von 0,29 mg/kgKG/Woche bei den Mädchen durchgeführt.Zum Zeitpunkt des Therapiebeginns zeigten die Knaben eine mittlere Größe von 121,6 cm(-2,43 SDS)und die Mädchen von 125,2 cm(-2,87 SDS).Nach dem ersten Therapiejahr zeigte sich ein Anstieg der Wachstumsgeschwindigkeit von durchschnittlich 3,53 cm/Jahr auf 7,92 cm/Jahr bei den Knaben und von durchschnittlich 4,24 cm/Jahr auf 7,64 cm/Jahr bei den Mädchen.Nach 4,82(±2,01)Jahren wurde die Therapie im Alter von durchschnittlich 14,8(± 2,7)Jahren bei den Knaben beendet,während die Therapie der Mädchen nach 4,87(±1,38) Jahren im Alter von durchschnittlich 15,6(±1,3)Jahren beendet wurde.Die Endgröße der vier ausgewachsenen Knaben war 158,6 cm(±5,38 cm)im Mittel,entsprechend –2,85 SDS.Die vier ausgewachsenen Mädchen erreichten eine mittlere Endgröße von 148,9 cm(±5,23cm),entsprechend -3,06 SDS.Die Knaben waren somit -2,84 SDS(20,2 cm),die Mädchen um -2,14 SDS(11,6 cm)von ihrer familiären Zielgröße entfernt.Die Endgröße der untherapierten Patientin lag bei 150,8 cm(-2,63 SDS).50% der Knaben und 66,7% der Mädchen zeigten einen 45,X/46,XY-Karyotyp.Die übrigen Patient_innen wiesen andere Mosaikvarianten auf.Bei 71,4% des PatientInnenkollektivs wurde die Diagnose postnatal,bei 28,6% pränatal gestellt.33% der Kinder hatten ein völlig unauffälliges Erscheinungsbild der äußeren Genitalien(der Rest zeigte Auffälligkeiten wie Hypospadie,Klitorishypertrophie,Kryptorchismus,Monorchie, Scrotum bifidum,Streak-Gonaden und rudimentäre Müller’sche Strukturen in unterschiedlichem Ausmaß).Zu den durchgeführten Operationen zählten:Gonadektomien, Hypospadiekorrekturen,Orchidopexie,Klitoris-und Vaginalplastiken und Entfernungen von Müller’schen Strukturen bei Knaben.8/8 Knaben und 1/8 Mädchen zeigten einen spontanen Pubertätseintritt.Die restlichen Mädchen wurden mit Östrogen behandelt. Conclusio: Aufgrund der wenig zufriedenstellenden Ergebnisse der Wachstumshormontherapie in unserem PatientInnenkollektiv,die auch in anderen Studien beobachtet wurden,ist die Sinnhaftigkeit einer Wachstumshormontherapie bei 45,X/46,XY gemischter Gonadendysgenesie sehr kritisch zu betrachten.Unsere Datenlage zu nicht therapierten Kindern war mit nur einer Patientin allerdings zu klein um diese für einen verlässlichen Vergleich heranziehen zu können.Sowohl Änderungen der Wachstumshormondosis,ein früherer Therapiebeginn,eine Verlängerung der Therapiedauer,als auch ein physiologisch abgestimmter einschleichender Therapiebeginn mit Östrogenen bei den Mädchen,hätten möglicherweise zu einem besseren Ergebnis des Längenwachstums unserer Patient_innen geführt.

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