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Fritz, R.
Der selektive Estrogenrezeptor- Modulator Raloxifen - agnostische und antagonistische Wirkungen in der Therapie der Osteoporose
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 81
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Donnerer Josef
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- Osteoporose ist eine systemische Skeletterkrankung und zählt heute mit etwa 740.000 betroffenen Patienten/Patientinnen zu einer der bedeutendsten Erkrankungen in Österreich (ca. 6 Millionen Betroffene in Deutschland). Der physiologische Abfall des Estrogenspiegels im Zuge der Menopause kann einen ausgeprägten Knochenmasseverlust zur Folge haben und die häufigste Form der Osteo¬porose (primäre bzw. postmenopausale Osteoporose) bedingen. Wirbelkörperfrakturen sind typische osteoporosebedingte Frakturen in der Postmenopause, die in weiterer Folge mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität in Verbindung stehen. Die Prävention bzw. Therapie der Osteoporose stellt daher eine sehr wichtige medizinische und pharmakologische Herausforderung dar.
Der selektive Estrogenrezeptor-Modulator (SERM) Raloxifen ist eine zur Prävention und Therapie der postmenopausalen Osteoporose zugelassene Substanz, die über eine Hemmung der Osteoklastenaktivität zu einer signifikanten Steigerung der Knochendichte und bereits nach dem ersten Behandlungsjahr zu einer signifikanten Risikoreduktion für neue klinische Wirbelkörperfrakturen um 68 % führt. Dieser Effekt persistiert im dritten und vierten Behandlungsjahr, wie im Rahmen der MORE (Multiple Outcomes of Raloxifene Evaluation)-Studie gezeigt wurde. Der SERM Raloxifen beschränkt sich nicht nur auf seine agonistische Wirkung am Knochen, sondern bewirkt auch antagonistische Effekte an der Brustdrüse. Nach achtjähriger Raloxifentherapie wurde die Inzidenz von estrogenrezeptorpositiven Mammakarzinomen um 76 % im Vergleich zur Kontrollgruppe gesenkt. Des Weiteren hat Raloxifen keinen Einfluss auf das Endometrium und weder positive noch negative Effekte auf das Herz-Kreislauf-System.
Da unter einer Raloxifenbehandlung verglichen mit Placebo vermehrt venöse thromboembolische Ereignisse beobachtet wurden, sind rezente oder in der Vorgeschichte aufgetretene Thromboembolien, inklusive tiefer Venenthrombosen, Lungenembolien und Retinavenenthrombosen, als Kontraindikationen anzusehen. Als häufigste unerwünschte Nebenwirkungen wurden Hitzewallungen und Beinkrämpfe unter Therapie beschrieben.
Die chronische Erkrankung der Osteoporose erfordert Behandlungskonzepte für viele Jahre. Dahingehend bietet die Sequenztherapie Vorteile, um die verschiedenen Wirkmechanismen der zur Verfügung stehenden Substanzen bestmöglich zu nützen und die individuellen Bedürfnisse der Patienten/Patientinnen je nach Lebensalter und Krankheitsfortschritt zu berücksichtigen. Raloxifen ist aufgrund seiner guten Nutzen-Risiko-Ratio, Verträglichkeit und Steuerbarkeit ein effektives Präparat zur Prävention und Therapie der Osteoporose von postmenopausalen Frauen, wobei besonders der Zusatznutzen abseits des Knochenstoffwechsels hervorgehoben werden sollte.