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Reinelt, C.
Diuretika - Meriten und Gefahren
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
-
Beubler Eckhard
- Altmetrics:
- Abstract:
- Diuretika werden schon seit sehr langer Zeit eingesetzt, die Entdeckungsgeschichte ihrer Wirkung geht sogar bis ins 19. Jahrhundert zurück. Bei allen Krankheiten, welche durch die vermehrte Ausscheidung von Flüssigkeit behandelt werden können, sind Diuretika bis heute nützliche Pharmaka. Sie greifen alle direkt oder indirekt an der Niere an und führen so zur gesteigerten Wasserausscheidung.
Es gibt unterschiedliche Diuretikagruppen, wie unter anderem Carboanhydrasehemmer, die am proximalen Tubulus wirksam sind, Schleifendiuretika, die an der Henle-Schleife angreifen, oder auch Thiazide, die am distalen Tubulus ihre Wirkung entfalten. Aufgrund ihres Wirkmechanismus kommt es allerdings nicht nur zu einer erhöhten Ausscheidung von Wasser, sondern auch von Elektrolyten. Dies ist beispielsweise zur Behandlung einer Alkalose, wie auch einer Hyperkalzämie nützlich und gewollt. Ist der Stoffwechsel des Patienten/der Patientin allerdings beeinträchtigt, oder werden die Diuretika unsachgemäß angewendet, kann es zu starken Elektrolytverschiebungen mit zum Teil verheerenden Folgen kommen. Die gefürchtete Hypokaliämie kann beispielsweise zu Herzrhythmusstörungen bis hin zum Kammerflimmern führen. Kaliumsparende Diuretika, wie Aldosteronantagonisten, Triamteren oder Amilorid, bewirken das genaue Gegenteil. Die entstehende Hyperkaliämie hat allerdings ähnlich schwerwiegende Auswirkungen wie die Hypokaliämie. Aber auch Verschiebungen des Natrium-, Magnesium- oder Kalziumhaushaltes können gastrointestinale, muskuläre, kardiale sowie neurologische Symptome nach sich ziehen.
Trotz ihrer möglichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen sind Diuretika jedoch in der Therapie der arteriellen Hypertonie, der Herzinsuffizienz und bei vielen weiteren internistischen Erkrankungen heutzutage nicht mehr wegzudenken.
Da gerade ältere Patienten/Patientinnen von diesen Krankheiten betroffen sind, ihre Körperkomposition im Vergleich zu jungen allerdings verändert ist, die Organfunktionen eingeschränkt und die Adaptationsmechanismen vermindert sind, muss besonders bei dieser Gruppe auf die genaue Indikationsstellung, Anwendung und auf die Nebenwirkungen geachtet werden. Oft liegen auch mehrere Krankheiten vor, sodass verschiedene Arzneimittel gleichzeitig eingenommen werden, was wiederum zu Interaktionen, wie die Verstärkung oder Verminderung der Wirkungen und Nebenwirkungen, führt.
Zudem darf der genderspezifische Aspekt nicht vernachlässigt werden, da Männer und Frauen in jeglicher Lebensphase unterschiedlich auf einzelne Pharmaka ansprechen.
Ein weiteres Phänomen ist die sogenannte Diuretikaresistenz, dessen Ursachen erkannt und beseitigt werden müssen.
Letztendlich kann festgehalten werden, dass Diuretika trotz ihrer möglichen negativen Auswirkungen sehr gute und effiziente Arzneimittel bei der Therapie vieler internistischer Krankheiten sind. Diese unerwünschten Wirkungen können auch weitestgehend vermieden bzw. vermindert werden, wenn zum einen die Indikation richtig gestellt und die Diuretika richtig angewendet werden. Zum anderen sollte sowohl der Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt als auch das Serumkreatinin und die glomeruläre Filtrationsrate regelmäßig kontrolliert werden, um eine erfolgreiche Diuretikatherapie zu garantieren.