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Beganovic, M.
Hyperbare Sauerstofftherapie bei Patienten/Innen mit neurologischen Defiziten nach kardiochirurgischen Eingriffen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 55
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Weixler Viktoria Heide-Marie
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Yates Ameli
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Die hyperbare Oxygenierung besitzt bereits in vielen medizinischen Bereichen (z.B. Tauchunfälle, Gasbrand, Verbrennungen, Rauchgas-und Kohlenmonoxidvergiftung, etc.) großes Ansehen und stellt einen wichtigen Teil der Therapie dar. Ihr Stellenwert bei der Therapie von neurologischen Defiziten/Insulten bzw. zur Neurorehabilitation ist allerdings immer noch umstritten. Die Idee dahinter ist, dass sich durch die erhöhte Sauerstoffkonzentration im Blut die Perfusion ischämischer Hirnareale nach Luftembolien, etc. verbessert. Außerdem soll der hochdosierte Sauerstoff eine antiödematöse Wirkung haben und so das zytotoxische Hirnödem reduzieren.
Methoden: Es wurden retrospektiv Daten von Patienten/Innen gesammelt, die an der Abteilung für Herzchirurgie des LKH Graz von 2002-2014 operiert wurden (darunter Bypass-Operationen, Herzklappen-OPs, suprakoronarer Ascendensersatz, Bental-de-Bono-Operationen, etc.) und bei denen postoperativ neurologische Defizite (motorische Ausfälle, Sehstörungen, Sprachstörungen, Pyramidenbahnzeichen, etc.) bemerkt wurden. All diese Patienten/Innen wurden mit hyperbarer Sauerstofftherapie behandelt. Allerdings war die Frequenz dieser „Tauchgänge“ bei jedem Patienten unterschiedlich. Ziel unserer Studie war es herauszufinden, ob die hyperbare Oxygenierung einen Benefit bringt, ob sich die neurologische Situation der Patienten verbessert und ob die Anzahl der Therapieeinheiten, Art der Operation, die Risikofaktoren einen Einfluss auf dieses Outcome haben. Es wurden dazu von allen 63 Patienten Daten (Art der Operation, Datum des Auftretens der Symptome, Art der Symptome, Anzahl der Therapiesitzungen, Outcome, etc.) gesammelt. Um die postoperativen neurologischen Defizite sowie das Outcome nach der HBOT objektivieren zu können, wurden die Symptome jeweils in Scores eingeteilt, wobei zwischen Motorik, Sprachdefizit, Sehstörungen, Bewusstseinstrübung, Krampfanfälle, Herdzeichen und Pyramidenbahnzeichen unterschieden wurde. Je nach Schweregrad der Beeinträchtigung wurden Grad 0 (keine Beeinträchtigung) bis Grad 4 (schwerste Beeinträchtigung) vergeben. Diese Einteilung wurde zunächst direkt postoperativ vor Beginn der HBOT vorgenommen und dann nochmals nach erfolgter Therapie. Je nach verbleibender Beeinträchtigung wurde das Outcome dargestellt. Die Einteilung in die verschiedenen Grade wurde teils durch neurologische Konsile, teils durch Intensivdekurse vorgenommen.
Ergebnisse: Der Gesamtscore der Neurorehabilitation konnte von 209 auf 84 Punkte gesenkt werden. Der mittlere Schweregrad der Beeinträchtigung ist von 4,27 ± 2,14 vor der HBOT auf 1,71 ± 1,94 nach der HBOT gesenkt worden. Die Statistische Signifikanz beträgt p=0,000.
Der Gesamtscore der motorischen Beeinträchtigung wurde von 120 auf 55 gesenkt. Der Schweregrad der motorischen Ausfälle vor der HBOT betrug 3,16 ± 0,63 und nach der HBOT 1,45 ± 0,95 (p=0,000). Der Score der Sehstörung wurde von 27 auf 13 Punkte, der Score der Sprachstörung von 17 auf 7 Punkte, sowie der Score von Bewusstseinsstörung von 23 auf 7 Punkte gesenkt. Der durchschnittliche Schweregrad der Sehbeeinträchtigung war vor der HBOT 3,40 ± 0,54 und nach der Therapie 1,40 ± 1,34 (p=0,047). Die Schweregrad der Sprachbeeinträchtigung betrug vor der HBOT 2,70 ± 0,82
und danach 1,30 ± 1,41 (p=0,004). Der Mittelwert der Bewusstseinsstörung war vor der HBOT 2,09 ± 1,04 und nach der HBOT 0,64 ± 1,20 (p=0,002).
Zusammenfassung: Die hyperbare Sauerstofftherapie kann bei Patienten/Innen mit neurologischen Defiziten nach kardiochirurgischen Eingriffen eine signifikante Neurorehabilitation bewirken. Eine Verbesserung der motorischen Defiziten, der Sprachstörung, der Sehstörung sowie der Bewusstseinsstörung konnte bestätigt werden. Die untersuchten Einflussparameter waren in Bezug auf die Wirkung der HBOT nicht signifikant