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Gewählte Publikation:

Leonhardsberger, K.
Thrombozytose bei pädiatrischen PatientInnen mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung - Eine retrospektive Studie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Deutschmann Andrea
Hoffmann Karl Martin
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Eine sekundäre Thrombozytose und eine Eisenmangelanämie finden sich häufig bei PatientInnen mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung (CED). Eine Assoziation zwischen Thrombozytose und Eisenmangelanämie wird bei erwachsenen PatientInnen mit CED beschrieben. Eine Eisenmangelanämie stellt ein erhöhtes Risiko für eine Thromboembolie dar. Eine Thrombozytose wird als unspezifischer prothrombotischer Faktor betrachtet. Ziel dieser Studie war herauszufinden, ob bei pädiatrischen PatientInnen mit CED ebenfalls eine Assoziation zwischen einer sekundären Thrombozytose und einer Eisenmangelanämie, eine Assoziation mit der Entzündungsaktivität der Erkrankung und eine Assoziation mit der Lokalisation bzw. Ausdehnung der Erkrankung besteht. Methodik: In einer retrospektiven Studie mit 178 pädiatrischen PatientInnen mit CED wurden die Thrombozytenwerte zum Zeitpunkt der Diagnosestellung erhoben und mit Parametern des Eisenstatus (Hb, MCV, Eisen, Ferritin, Transferrinsättigung), Parametern der Inflammation (CRP, BSG, Fibrinogen) sowie Parametern der Erkrankungsaktivität (Pediatric Ulcerative Colitis Activity Index/PUCAI und Pediatric Crohn`s Disease Activity Index/PCDAI) korreliert. Thrombozytose wurde als Thrombozytenzahl =450.000/µl definiert. Die Ergebnisse der Studienparameter wurden innerhalb der Diagnosen Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) und je nach Lokalisation bzw. Ausdehnung der Erkrankung nach Paris Klassifikation verglichen. Ergebnisse: Bei allen CED-PatientInnen (MC: 106, CU: 69, Colitis indeterminata: 3) fanden wir Thrombozytenwerte zwischen 167.000/µl und 908.000/µl. Die mediane Thrombozytenzahl bei MC – PatientInnen (427.000/µl [IQR 359.000-527.000/µl]) war signifikant höher (p=0,030) als bei bei CU –PatientInnen (389.000/µl [IQR 304.000 - 491.000/µl]), beim medianen Hb-Wert fand sich kein signifikanter Unterschied zwischen MC und CU. Bei allen CED-PatientInnen korreliert die Thrombozytenzahl mit Indizes der Eisenmangelanämie (Hb, MCV, Eisen, Transferrinsättigung) bis auf Ferritin und mit Parametern der Entzündung (BSG, CRP, Fibrinogen). Das Ergebnis ist hoch signifikant bei all diesen Parametern (p=0,000). Die Thrombozytenzahl korreliert bei der CU mit dem PUCAI (p=0,022; r=0,275), ebenso beim MC mit dem PCDAI (p= 0,000; r=0,408). Eine Colonmitbeteiligung bei MC fand sich in 84 % und ein ausgedehnter Colonbefall bei CU mit extensiver Colitis oder Pancolitis zeigte sich bei 66,7 % der PatientInnen. Die Thrombozytenzahl ist bei MC mit Colonbefall (439.000/µl) signifikant höher als ohne Colonmitbeteiligung (391.000/µl [p= 0,036]) bzw. bei CU mit ausgedehntem Colonbefall (413.000/µl) signifikant höher als bei Linksseitencolitis/Proktitis (346.000/µl [p=0,003]). 70 PatientInnen (39,3 %) hatten eine Thrombozytose, 116 PatientInnen (65,2 %) zeigten eine Anämie und bei 55 PatientInnen (30,9 %) lag beides vor. PatientInnen die eine Anämie aufweisen haben ein größeres Risiko eine Thrombozytose zu bekommen (p=0,004). Konklusion: Eine Thrombozytose bei pädiatrischen PatientInnen mit CED korreliert mit einem Eisenmangel, der Entzündungsaktivität und der Ausdehnung im Colon bei CU bzw. der Colonmitbeteiligung bei MC. Diese Faktoren sollten für die Einschätzung des bei CED-PatientInnen erhöhten Thromboserisikos und die Entscheidung, wer eine Thromboseprophylaxe erhalten soll, berücksichtigt werden.

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