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Gewählte Publikation:

Sherzay, K.
Einfluss eines Multispezies-Probiotikums auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität von Leberzirrhose-Patientinnen
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 101 [OPEN ACCESS]
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Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Horvath Angela
Stadlbauer-Köllner Vanessa
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund Der menschliche Körper und die Mikroorganismen, die verschiedene Organe kolonisieren, befinden sich in einer konstanten symbiotischen Beziehung. Die Symbiose ist notwendig um die regelrechte Funktion der wichtigsten Systeme des Körpers aufrechtzuerhalten. Der Darm enthält die größte Anzahl an Mikroorganismenspezies. Diese sogenannte Darmflora erfüllt lebenswichtige Funktionen für den menschlichen Körper wie z.B. unbrauchbare Substanzen zu metabolisieren um daraus Energie herzustellen und das Immunsystem für die Abwehr gegen pathogene Keime zu sensibilisieren. Die Änderung der Zusammensetzung der Darmflora, der Darmpermeabilität und der bakteriellen Translokation werden der Leberzirrhose zugeschrieben und sind für die Verschlechterung der Leberfunktion und ihren Komplikationen bekannt. Die Leberzirrhose ist das Endstadium vieler Lebererkrankungen unterschiedlicher Genese. Sie ist gekennzeichnet durch narbigen und fibrotischen Umbau des Leberparenchyms. Zusätzlich ist die Läppchen und Gefäßstruktur zerstört, die unter anderem zu den schwerwiegenden Komplikationen wie portale Hypertension, Aszites, Ösophagusvarizenblutungen führen. PatientInnen erfahren dadurch massive Einschränkungen in ihrer Lebensqualität. Der Begriff der Lebensqualität bezeichnet in der medizinischen Forschung die Einheit aus psychischer, körperlicher und sozialer Gesundheit. Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wird seit ungefähr zwei Jahrzenten intensiv als Messparameter für Interventionsstudien, in denen der Effekt eines Therapeutikums „objektiv“ gemessen wird, verwendet. Das Ziel dieser Studie ist es, den Einfluss eines Multispezies-Probiotikums auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität durch Modulation der bakteriellen Darmflora zu untersuchen. Methode und Material Die randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie wurde mit 80 Leberzirrhose-PatientInnen durchgeführt. Jede/r PatientIn bekam entweder ein Multispezies-Probiotikum (Winclove 849) oder ein Placebo zur Einnahme für 6 Monate. Die Messung der gesundheitsbezogene Lebensqualität erfolgte mit dem SF-36 Gesundheitsfragebogen zu vier Zeitpunkten: Baseline, nach 3 und nach 6 Monaten Intervention sowie nach 6 Monaten Follow-up. Dieser Fragebogen gilt in der medizinischen Forschung als der Goldstandard zur Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Ergebnisse Nach 3-monatiger Intervention zeigte die Probiotikum-Gruppe in den Subskalen „Soziale Funktionsfähigkeit“ (p=0,042) und „Psychisches Wohlbefinden“ (p=0,003) signifikant bessere Werte als die Placebo-Gruppe. Interessanterweise erreichten die ProbandInnen der Probiotikum-Gruppe in der Subskala „Soziale Funktionsfähigkeit“ nach dem Follow up ebenfalls signifikant bessere Werte im Vergleich zum Placebo (p=0,019). Die „Psychische Summenskala“ ergab keine signifikanten Unterschiede im zeitlichen Verlauf. Obwohl die körperliche Summenskala keine signifikanten Unterschiede im Studienverlauf zeigte, konnte ein starker Trend zu einer besseren „Körperlichen Rollenfunktion“ in der Probiotikum-Gruppe nach 3-monatiger Intervention erfasst werden. Schlussfolgerung: Die Verabreichung eines Multispezies-Probiotikum (Winclove 849) hatte einen positiven Effekt auf den psychischen Gesundheitszustand der Leberzirrhose- PatientInnen, der sie befähigt wieder ihre sozialen Aktivitäten des Alltags aufzunehmen. Probiotikasubstitution könnte in Zukunft als therapeutische Strategie die Lebensqualität von Leberzirrhose-PatientInnen verbessern. Das Probiotikum ist mit wenigen Nebenwirkungen behaftet, kostengünstig zu bekommen und erfährt eine große Akzeptanz bei PatientInnen. All diese Faktoren qualifizieren das Probiotikum für eine mögliche adjuvante Therapie.

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