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Gewählte Publikation:

Steinbichl, J.
Schätzung des Flüssigkeitsentzugs bei der Dialyse anhand segmentaler Bioimpedanzdaten
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 130 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Krisper Peter
Altmetrics:

Abstract:
Die präzise Bestimmung des Trockengewichts, bzw. des nötigen Ultrafiltrationsvolumens (UFV) bei Hämodialyse(HD)-PatientInnen gilt in der Gegenwart noch immer als Herausforderung. Folglich ist ein relevanter Teil dieser PatientInnen chronisch überwässert, wobei dies langfristig zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität führt. Unter den in den letzten Jahren erprobten technischen Hilfsmitteln zeigte vor allem die Bioimpedanzmethode vielversprechende Resultate zur Einschätzung des Flüssigkeitshaushalts. Die vorliegende Arbeit untersucht bei HD-PatientInnen 1.) die Reproduzierbarkeit der Bioimpedanzdaten, 2.) die Übertragbarkeit bereits publizierter Vorhersagegleichungen zur Schätzung des UFV, 3.) wird überprüft, ob mithilfe segmentaler Impedanzdaten eine genauere Vorhersage des UFV als mit der Ganzkörpermethode möglich ist und 4.) wird die Auswirkung der Ultrafiltration auf die einzelnen Körpersegmente, bzw. auf die Flüssigkeitskompartimente erhoben. Bei 20 klinisch stabilen HD-PatientInnen im Alter von 31 bis 86 Jahren (8 Frauen und 12 Männer) wurden im Abstand von einer Woche zweimal jeweils vor und nach der Dialysesitzung die segmentalen und die Ganzkörperimpedanzwerte (5 kHz bis 403 kHz) mit dem ImpediMed SFB7 gemessen. Mithilfe der Werte der Erstmessung wurden Regressionsgleichungen zur Vorhersage des 2. UFV erstellt. Die Reproduzierbarkeit der segmentalen und Ganzkörper-Impedanzdaten ergab Korrelationskoeffizienten nach Pearson zwischen r = 0,894 und r = 0,956 und zeigte im gepaarten t-Test keinen signifikanten Unterschied (jeweils p > 0,05). Die Schätzung des UFV mit bereits publizierten Vorhersagegleichungen brachte bei einem tatsächlichen UFV von 1,56 ± 2,76 l (95%-Konfidenzintervall (KI)) eine mittlere Überschätzung zwischen 1,15 l und 4,02 l und 95%-KI zwischen ±3,28 l und ±5,75 l. Bei Erstellung der einfachen Regressionsgleichungen zeigte sich ein tendenziell besseres Ergebnis für die gemittelten (r = 0,829, ±1,50 l) und gewichteten (r = 0,807, ±1,59 l) segmentalen Impedanzquotienten gegenüber der Ganzkörperdaten (r = 0,803, ±1,61l), wobei sich in der Vorhersage des 2. UFV kein signifikanter Unterschied zwischen diesen 3 Methoden nachweisen ließ (r = 0,658, ±2,18 l; r = 0,642, ±2,18 l vs. r = 0,689, ±2,13 l; p-Wert im gepaarten t-Test jeweils > 0,05). Die Ultrafiltration wirkte sich am meisten im Extrazellulärraum aus, bezüglich der Segmente zeigte sich hier die größte relative Resistanzwertveränderung in den Beinen (14,67% links, 16,75% rechts) gefolgt von Abdomen (13,67%), Thorax (11,98%) und Arm (11,35%). Der Intrazellulärraum wurde in den Extremitäten kaum beeinflusst (-2,20% Bein links, 2,05% Bein rechts, 2,37% Arm), lediglich im Thorax (9,07%) und Abdomen (5,88%) ergaben sich relevante Änderungen. Die beiden Flüssigkeitskompartimente unterschieden sich in allen Segmenten im gepaarten t-Test signifikant voneinander (p-Wert max. < 0,05). In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass die Bioimpedanzdaten intraindividuell sehr gut reproduzierbar sind, demgegenüber lässt sich festhalten, dass der Einsatz von bereits publizierten Vorhersagegleichungen zur Detektion von Flüssigkeitsverschiebungen bei HD-PatientInnen ungeeignet ist. Eine genauere Schätzung des UFV mithilfe relativer Änderungen segmentaler Impedanzdaten gegenüber Ganzkörperdaten konnte nicht nachgewiesen werden, diesbezüglich wären weitere Untersuchungen mit größerem Stichprobenumfang notwendig. Dennoch waren die eigenen erstellten Regressionsgleichungen zur Schätzung des UFV genauer als die bisher publizierten. Der hauptsächliche Flüssigkeitsentzug während der Hämodialyse findet über den Extrazellulärraum statt und der Intrazellulärraum ist nur im Thorax- und Abdomenbereich relevant betroffen. So liefert diese Arbeit wertvolle Informationen über den Einsatz der Bioimpedanztechnik bei DialysepatientInnen und soll als Grundlage für weitere Untersuchungen dienen.

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