Gewählte Publikation:
Madlmayr, S.
Vergleich des Interobserver Agreements in der Beurteilung des Ugly Duckling Sign bei PatientInnen mit zahlreichen, atypischen Muttermalen zwischen Experten, Laien, Nevisense und der digitalen Verlaufsbeobachtung
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 62
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Hofmann-Wellenhof Rainer
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Zalaudek Iris
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung: Die Inzidenz des malignen Melanoms steigt jährlich an. Insbesonders Personen mit zahlreichen und/oder atypischen Nävi (auch dysplastisches Nävuszellnävus Syndrom) haben ein erhöhtes Risiko im Laufe ihres Lebens ein Melanom zu entwickeln. Die meisten Personen mit vielen Nävi weisen ein ähnliches Muster bei all ihren Nävi auf, während Melanome oft morphologisch andersartig imponieren (Konzept des Ugly Duckling Signs). Dieses Konzept kann mit Hilfe der Dermatoskopie und digitalen Verlaufskontrolle die Früherkennung von Melanomen im Vergleich zum freien Auge deutlich verbessern. Die mikroelektrische Impedanzmessung von Pigmentläsionen mittels Nevisense (Scibase, Schweden) stellt eine neue diagnostische Methode dar, deren Stellenwert in der Melanom-Früherkennung jedoch derzeit unklar ist und den wir in dieser Studie untersucht haben..
Methodik: Konsekutive PatientInnen mit sogenanntem dysplastischen Nävuszellnävus Syndrom wurden prospektiv an der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie (Graz) in diese Studie eingeschlossen. Ziel war es, die diagnostische Treffsicherheit sowie die Zuverlässigkeit von Nevisense im Vergleich zu Standard-Methoden wie der klinisch-dermatoskopischen Untersuchung, sowie der digitalen Verlaufsbeobachtung durch Experten und Laien zu untersuchen.
Drei verschiedene Beurteiler (1 Facharzt/ärztin, 1 diplomiertes Pflegepersonal, 1 StudentIn) wählten unabhängig voneinander jeweils einen für sie/ihn sicher gutartigen Nävus und den am meisten atypischen Nävus aus und vergaben einen Score von 1-10 (1= sicher benigne, 10 = sicher maligne). Weiters wählte die Studentin eine „Random“-Läsion interscapulär und vergab dieser ebenfalls einen Score von 1-10. Die in dieser Weise ausgewählten Läsionen wurden zum Zeitpunkt 0 und nach 3 Monaten digital dokumentiert und mittels Nevisense untersucht. Die Messergebnisse von Nevisense wurden anschließend mit den Scores der Beurteiler und einer automatisierten Auswertung (Fotofinder -Tübingen-Score) verglichen.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 145 unterschiedliche Nävi bei 23 PatientInnen bewertet, wobei sich ein sehr schwaches Interobserver Agreement hinischtlich der Auswahl von gutartigen und atypischen Nävi zeigte. In nur 3 Fällen, wurde ein und derselbe atypische Nävus von allen 3 Beurteilern gewählt.
Signifikante Korrelationen beziehen sich nur auf atypische Nävi und fanden sich zwischen der Facharzt-Beurteilung und Nevisense (Korrelationskoeffizient, rs=0.538), Facharzt und Fotofinder (rs = 0.536), Studentin und Nevisense (rs=0.489) und zwischen Studentin und Fotofinder (rs = 0.509). Keine signifikante Korrelation gab es hingegen zwischen der Beurteilung der diplomierten Pflegekraft und Nevisense (rs = 0.001) sowie zum Fotofinder (rs = 0.412).
Zwischen Nevisense und Fotofinder bestand bei den von allen 3 Beurteilern als atypisch beurteilten Nävi so gut wie kein Zusammenhang (rs = 0.117). Zwischen Nevisense und dessen Follow up gab es einen schwachen, aber signifikanten Zusammenhang von rs=0.334, der stärkste Zusammenhang bestand aber eindeutig zwischen dem Fotofinder-Score zu Beginn und nach 3 Monaten mit einem Korrelationskoeffizienten von rs=0.758.
Zusammenfassung: In dieser Studie zeigte sich nur ein schwaches Interobserver Agreement bezüglich des „Ugly Duckling Signs“ bei PatientInnen mit mulitplen atpyischen Nävi zwischen Experten und Laien. Weiters konnte eine moderate Korrelation zwischen den Bewertungen von Experten bezüglich atypischen Nävi und den Ergebnissen der automatisierten Methoden (Nevisense, Tübingen-Score) ausgemacht werden, wodurch sich beide als adäquate diagnostische Hilfsmittel im Rahmen der Melanomfrüherkennung bei Hochrisiko-PatientInnen erwiesen.