Gewählte Publikation:
Rießner, B.
Gamma knife Radiochirurgie von Aderhautmelanomen – Literaturrecherche
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp. 78
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Vajda Lisa
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Wackernagel Werner
- Altmetrics:
- Abstract:
- Kurzzusammenfassung
Hintergrund:
Das Aderhautmelanom ist der häufigste primäre intraokulare Tumor im Erwachsenenalter. Während bis in die 1980er Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Enukleation, d.h. die Entfernung des erkrankten Auges, die am häufigsten angewandte Therapieform darstellte, wurden seitdem unterschiedliche augenerhaltende Therapieverfahren etabliert und die Enukleation kann heute in vielen Fällen vermieden werden. An der Medizinischen Universität Graz wurde von 1992 - 2010 die radiochirurgische Behandlung von Aderhautmelanomen, die für andere bulbuserhaltende Therapieformen, insbesondere die Brachytherapie, nicht geeignet waren, zur Erhaltung des Auges in diesen schwierigen Fällen durchgeführt.
Methode:
Es erfolgte eine Literatursuche und – analyse zur zusammenfassenden Beurteilung der Rolle der Gamma Knife Radiochirurgie von Aderhautmelanomen, wobei der Schwerpunkt der Analyse auf an der Medizinischen Universität Graz publizierten Arbeiten gesetzt wurde.
Ergebnisse:
189 PatientInnen wurden zwischen 1992 und 2010 in Graz mittels Gamma Knife Radiochirurgie behandelt. Besonderes Augenmerk wurde in der Studie auf die lokale Tumorkontrolle mit Tumorrezidiven, die Notwendigkeit einer sekundären Enukleation und den Erhalt Sehschärfe nach der Behandlung gelegt. In 94,4 % der Fälle, das heißt bei 167 PatientInnen, konnten am Ende der individuellen Beobachtungszeit eine lokale Tumorkontrolle und eine Tumorregression erzielt werden. Bei 10 PatientInnen (5,6 %) trat ein Tumorrezidiv zwischen 3,1 und 60,7 Monaten nach der Behandlung auf. Fortgeschrittenes Tumorstadium galt als wichtigster Risikofaktor für ein Tumorrezidiv. Insgesamt wurden (zwischen 17 Tagen und 68 Monaten) 25 Augen (14,1 %) enukleiert. Dies geschah aufgrund eines Tumorrezidivs oder strahleninduzierter Komplikationen, am häufigsten wegen eines neovaskulären Glaukoms. Als Risikofaktoren für eine Enukleation erwiesen sich fortgeschrittenes Tumorstadium (TNM 3 – 4), verminderte Sehschärfe vor der Behandlung, und eine Amotio retinae vor der Behandlung. Der Großteil der PatientInnen (150 PatientInnen = 84,7 %) erfuhr eine Verschlechterung der Sehschärfe
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nach der Behandlung. In den restlichen 15,3 % der Fälle war die Sehschärfe gleichbleibend oder verbesserte sich. Als wichtigste Risikofaktoren für eine Visusverschlechterung bis hin zum Visusverlust erwiesen sich die Tumorgröße, Tumorlokalisation (Abstand zur Fovea und/oder Sehnervenkopf von 1,5 mm oder weniger) und eine vorbestehende Amotio retinae.
Schlussfolgerung:
Mit der Gamma Knife Radiochirurgie konnte eine hohe Tumorkontrollrate erzielt werden, auch in jenen Fällen, die anderen augenerhaltenden Therapien nicht zugänglich waren. Die hohe Rate an strahlenbedingten Komplikationen und die zum Teil enttäuschenden Visusergebnisse erfordern eine kritische Beurteilung des zukünftigen Stellenwertes dieser Methode.