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Stulnig, F.
Der Zusammenhang zwischen periventrikulären Läsionen und der kortikalen Pathologie bei Multipler Sklerose
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2016. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Enzinger Christian
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Jehna Margit
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch demyelinisierende Erkrankung des zentralen Nervensystems. Ursprünglich als Erkrankung der weißen Substanz betrachtet, konzentriert sich die Forschung nun auch zunehmend auf die teilweise ausgeprägten, strukturellen Gewebeschäden innerhalb der grauen Substanz. Diese konnten bereits früh im Verlauf der Erkrankung nachgewiesen werden, korrelieren mit einem ungünstigeren klinischen Verlauf und sind mit leptomeningealer Entzündung assoziiert. Derzeit wird angenommen, dass die kortikale Pathologie zumindest teilweise durch lösliche Faktoren aus dem Liquor verursacht wird. Auf Basis dieser Annahme wurde für die vorliegende Arbeit die Hypothese generiert, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Gewebeschäden in liquornahen Bereichen, wie dem periventrikulären Raum, und der kortikalen Pathologie geben sollte.
Methoden: Es wurden die MRT-Daten von 160 Patientinnen und Patienten, darunter 91 mit der Diagnose eines klinisch isolierten Syndroms (CIS) und 69 mit schubförmig-verlaufender MS (RRMS) (Alter im Durchschnitt: CIS: 31.4+/-9.0; RRMS: 33.0+/-8.7 Jahre, Erkrankungsdauer im Durchschnitt: CIS: 7.2+/-15 Monate; RRMS: 8.0+/-6.5 Jahre, EDSS-Score (Mittelwert, min-max): CIS: 1.0-3.5; RRMS: 1.25, 0-4) analysiert. Das verwendete Gerät war ein 3,0T Tim Trio System der Firma Siemens. Auf FLAIR-Aufnahmen wurden die MS-spezifischen Läsionen semiautomatisch segmentiert. Um die periventrikuläre Läsionslast (PV-LL) zu bestimmen, wurden Ventrikelmasken erstellt und deren Außengrenzen um jeweils 3 Voxel dilatiert. Läsionen, die mit Voxeln innerhalb dieses erweiterten Rahmens verbunden waren, wurden als periventrikulär klassifiziert. Die Abnahme der kortikalen Dicke wurde als Maß für die kortikale Pathologie betrachtet. Die Ergebnisse der Analyse wurden mit den Daten einer Kontrollgruppe von 58 gesunden Personen (Alter im Durchschnitt: 29.1+/-7.4 Jahre) verglichen.
Ergebnisse: Sowohl CIS- als auch RRMS-Patientinnen und -Patienten zeigten im Vergleich zu den Kontrollpersonen eine signifikant reduzierte mittlere kortikale Dicke. Auch nach Berücksichtigung der ventrikulären Atrophie und der totalen Läsionslast korrelierte bei RRMS-Patientinnen und -Patienten die prozentuelle periventrikuläre Läsionslast signifikant mit verminderter kortikalen Dicke (r: -0.295, p=0.015).
Interpretation: Die Korrelation zwischen vermehrter periventrikulärer Läsionslast und reduzierter kortikaler Dicke unterstützt die Annahme, dass lösliche Faktoren innerhalb des Liquor cerebrospinalis eine wichtige Rolle in der Pathogenese MS-spezifischer struktureller Gewebeschäden, insbesondere bei RRMS-Patientinnen und -Patienten, spielen könnten.