Gewählte Publikation:
Osterholt, J.
Outcome monochorialer Mehrlingsschwangerschaften – Schwerpunkt: selektiver Fetozid bei monochorialen Mehrlingen mit schwerwiegenden diskordanten Anomalien
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Klaritsch Philipp
- Altmetrics:
- Abstract:
- Einleitung
Rund 20% aller Zwillingsschwangerschaften sind monochorial. Aufgrund der häufig ungleich aufgeteilten Versorgungsgebiete der gemeinsamen Plazenta und der Gefäßanastomosen zwischen den fetalen Kreisläufen können schwerwiegende Komplikationen auftreten. Ebenso haben monochoriale Mehrlinge ein erhöhtes Risiko für strukturelle Anomalien, die zwar meistens nur eines der Kinder betreffen, aber aufgrund der Kreislaufverbindungen für beide Kinder gefährlich sein können. In diesen Fällen und auch bei anderen Zuständen, die zum drohenden Absterben eines Kindes und konsekutiv zur Gefährdung des anderen führen, stellt der selektive Fetozid oft die einzige Möglichkeit dar, zumindest eines der beiden Kinder zu retten. Im Rahmen der Studie sollte der Verlauf und Ausgang monochorialer Schwangerschaften dokumentiert werden. Der Schwerpunkt der vorliegenden Diplomarbeit lag auf jenen monochorialen Schwangerschaften, bei denen wegen diskordanter Anomalien oder spezifischer monochorialer Komplikationen ein selektiver Fetozid durchgeführt wurde.
Methoden
Es handelt sich um eine retrospektive Analyse der im Zeitraum Januar 2010 bis Dezember 2014 an der Grazer Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe betreuten monochorialen Mehrlingsschwangerschaften. Diese wurden in einem digitalen Register erfasst und das Auftreten und Management spezifischer Komplikationen, vor allem im Hinblick auf den selektiven Fetozid, evaluiert. Zudem wurde das perinatale Outcome erhoben und prospektiv ergänzt.
Die benötigten Daten wurden aus den Dokumentationssystemen PIA (View Point) und Open MEDOCS extrahiert. Ebenso wurden Informationen über den Schwangerschaftsverlauf und die Geburten von zugewiesenen Patientinnen von externen Häusern bereitgestellt.
Ergebnisse
181 monochoriale Schwangerschaften wurden im Register erfasst.
Bei insgesamt 21 Zwillingsschwangerschaften (19 diamniote, eine monoamniote, eine triamniote) wurde ein selektiver Fetozid mittels bipolarer
Nabelschnurokklusion (n=18) oder fetoskopischer Laserablation (n=3) durchgeführt. Die Interventionen fanden durchschnittlich in der 20+1. SSW statt (15+0 – 23+3).
Die häufigste Indikation hierfür war ein FFTS (n=14) gefolgt von diskordanten (kardialen und zerebralen) Anomalien (n=5), TRAP (n=1) und sIUGR (n=1).
Die Überlebensrate des nicht-betroffenen Kindes nach CO betrug 95%. Bei einem Kind kam es zu einem intrauterinen Versterben drei Tage nach CO.
Das durchschnittliche GA bei der Erstvorstellung der monochorialen Schwangerschaft lag bei 17+1 Wochen.
Ein pPROM innerhalb von vier Wochen nach CO trat zweimal auf (9,5%).
Der Abstand zwischen CO und pPROM betrug durchschnittlich 10 Tage und trat durchschnittlich bei einem GA von 20+5 SSW auf. Das durchschnittliche GA bei Geburt des überlebenden Kindes nach einer CO lag bei 35+0 (25+2 – 40+2) Wochen. Das durchschnittliche Geburtsgewicht betrug 2106g. 75% der Kinder nach CO wogen über 1500 Gramm.
Alle lebendgeborenen Kinder nach CO haben überlebt. 50% von ihnen benötigten eine Atemunterstützung.
Das durchschnittliche Geburtsgewicht in der Gesamtkohorte betrug 1946g, in der prospektiven Kohorte 2061g.
42% der Kinder in der Gesamtkohorte benötigten eine Atemunterstützung, in 4% kam es zu einer PVL, eine Sepsis trat in 6% auf, eine ROP in 3%.
In der prospektiven Kohorte benötigten 35% eine Atemunterstützung, 2% litten an einer PVL, bei 3% kam es zu einer Sepsis und bei 2% trat eine ROP auf.
Schlussfolgerung
Bei diskordanten Anomalien oder anderen schwerwiegenden Komplikationen stellt die CO eine effektive Möglichkeit dar, um das Leben zumindest eines Kindes zu retten. Ein postinterventioneller vorzeitiger Blasensprung trat in 9,5% auf. In 95% kam es zum Überleben des verbleibenden Kindes, das durchschnittlich mit 35+0 SSW geboren wurde.