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Gewählte Publikation:

Mathie, G.
Korrelate für kognitive Defizite in der Diffusions-Tensor-Bildgebung bei lakunärem Schlaganfall
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Enzinger Christian
Pinter Daniela Theresia
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung: Der lakunäre Schlaganfall (RSSI; „recent small subcortical infarct“) bedingt ein Viertel aller ischämischen Insulte und ist häufig Folge einer zerebralen Mikroangiopathie. Obgleich motorische Defizite nach RSSI eine hohe Rückbildungstendenz aufweisen, scheint die Wahrscheinlichkeit, kognitive Defizite zu entwickeln, vergleichsweise hoch. Als mögliche Ursache dafür wäre eine subtile Netzwerkstörung, beispielsweise durch Deafferenzierung, anzunehmen. Deshalb untersuchten wir im Rahmen dieser Studie mittels Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) den Zusammenhang zwischen Integrität der weißen Substanz (erfasst mittels fraktioneller Anisotropie, FA) und Kognition bei PatientInnen mit RSSI im Vergleich zu einer Kontrollgruppe (KG). Methoden: 34 PatientInnen (59 Jahre, SD=12) mit radiologisch definiertem RSSI und 17 gesunde Kontrollen (69 Jahre, SD=5) wurden bildgebend (MRT: Tim Trio, 3 Tesla, Sequenzen: T1, FLAIR, DTI) und neuropsychologisch (Exekutivfunktionen, Aufmerksamkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit) untersucht. Die PatientInnen wurden unmittelbar nach dem Infarktereignis (Baseline) und nach drei Monaten (Follow-up) untersucht. Die Integrität der weißen Substanz (FA) wurde zwischen der PatientInnen- und Kontrollgruppe verglichen. Kognitive Testergebnisse wurden außerdem mit FA-Werten prädefinierter subkortikaler Bahnsysteme, welche in Zusammenhang mit Kognition stehen, korreliert. Ergebnisse: Drei Monate nach dem Infarktereignis hatten sich die motorischen Defizite der PatientInnen gut rückgebildet (Baseline NIHSS: M=2, SD=2 vs. Follow-up NIHSS M=0, SD=1). Allerdings hatten die PatientInnen zur Baseline signifikant schlechtere Werte hinsichtlich Exekutivfunktionen (Trail-Making-Test B: M=132 Sekunden, SD=80 vs. KG: M=77 Sekunden, SD=27) und Verarbeitungsgeschwindigkeit (Symbol Digit Modalities Test: M=33, SD=12 vs. KG: M=44, SD=11), verglichen zur Kontrollgruppe. Diese initialen Kognitionsstörungen zeigten eine bedingte Rückbildungstendenz innerhalb der drei Monate (TMT-B: M=96, SD=34, SDMT: M=36, SD=8). Verglichen zur KG zeigten die PatientInnen eine beeinträchtigte Integrität der weißen Substanz (FA) in nahezu allen großen, subkortikalen Bahnsystemen. Darüber hinaus korrelierte bei den PatientInnen die FA in spezifischen Trakten mit den Exekutivfunktionen bzw. der Verarbeitungsgeschwindigkeit, wohingegen keine signifikanten Korrelationen in der Kontrollgruppe beobachtet wurden. Diskussion: Trotz insgesamt günstiger Prognose konnten in der untersuchten Kohorte Beeinträchtigungen der Exekutivfunktionen und Verarbeitungsgeschwindigkeit nach RSSI nachgewiesen werden. Darüber hinaus deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass eine subtile Schädigung neuronaler Netzwerke nach RSSI mit exekutiven Dysfunktionen und einer geringeren Verarbeitungsgeschwindigkeit assoziiert sein könnte. Wenn auch eine Aussage zur Kausalität dieser Befunde in der gegenwärtigen Studie nicht zu treffen ist, scheint die DTI ein wertvolles Instrument zur Beurteilung mikrostruktureller Korrelate der kognitiven Performanz im Gefolge von Infarkten zu sein.

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