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Selected Publication:

Trotsenko, P.
Klinische und radiologische Evaluation 5 Jahre nach Beendigung einer Korsettbehandlung bei PatientInnen mit Idiopathischer Skoliose
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Saraph Vinay
Wibmer Christine Linda
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Deformierungen der Wirbelsäule zählen zu den häufigsten orthopädischen Krankheitsbildern des Kindes und- Jugendalters. Die idiopathische Skoliose, eine dreidimensionale Achsenabweichung der Wirbelsäule und des Rumpfes ohne erkennbare Ursache, weist in der Population eine Prävalenz von 0,2-6% auf und macht circa 70-80% der Skoliosefälle aus. Um den möglichen Komplikationen einer unbehandelten Skoliose entgegenzuwirken wurden schon seit Jahrhunderten Therapieansätze entwickelt, wobei zum jetzigen Zeitpunkt physiotherapeutische Übungen, die Korsettbehandlung und operative Verfahren zu den angewandten Methoden zählen. Die Wirksamkeit der konservativen und belastenden Orthesentherapie bleibt zwar umstritten, doch konnten zahlreiche positive Ergebnisse geliefert werden. Ziel: Eine Korsetttherapie kann für Betroffene eine aufreibende Erfahrung darstellen und aufgrund dessen sollen im Rahmen der vorliegenden Studie die Auswirkungen einer adäquat durchgeführten Behandlung mit der Chêneau-Orthese, ergänzt mit einer Physiotherapie nach Schroth, auf das mittelfristige Progressionsrisiko und vor allem auf sozialökonomische, psychologische und funktionelle Aspekte untersucht werden und mit der aktuellen Literatur in Relation gesetzt werden. Material und Methoden: Diese mittelfristige Nachuntersuchung analysiert 43 PatientInnen mit idiopathischer Skoliose, welche zwischen 2001 und 2010 an der Abteilung für Kinderorthopädie des Universitätsklinikums Graz mit Korsett und Physiotherapie behandelt wurden und keiner operativen Behandlung bedurften. Die Betroffenen erhielten eine Einladung zur klinischen und radiologischen Untersuchung und setzten sich mit dem SRS-24 Fragebogen auseinander. Die Daten wurden mithilfe von Anamnese, Messungen, Krankenakten und Fragebogen erhoben. Zur standardisierten Auswertung der wöchentlichen Sportaktivität wurde ein spezieller Schlüssel erstellt. Zu Vergleichszwecken wurden die untersuchten PatientInnen in zwei Cobb-Winkel Gruppen mit 30° als Trennlinie eingeteilt. Ergebnisse: Zum Zeitpunkt der Nachuntersuchungen (Follow-up ~6,6 Jahre) wiesen unsere PatientInnen einen mittleren Cobb-Winkel von 25,2° auf. Bei 51% konnte ein Korrekturverlust verhindert werden. Bezüglich der beruflichen Situation konnte eine "Vollbeschäftigung" registriert werden, teils waren die PatientInnen in Ausbildung (37%), teils im Berufsleben (63%). Im Bezug auf Sportaktivität und tägliches Leben zeigten sich keine Einschränkungen durch Krankheit oder Therapie, wobei die Mehrheit (76,7%) 2-4 mal wöchentlich einen moderaten Sport ausübt. Beim SRS-24 Fragebogen wurde im Schnitt ein Gesamtscore von 79,9% erreicht (entsprechend einem MS (mittlerer Score) 4,1 von bestmöglichen MS 5). Bei detaillierter Betrachtung gaben die Befragten einen MS 4,2 bei Schmerz, MS 3,1 bei Funktion nach Therapieabschluss, MS 4 bei allgemeiner Funktion, MS 4,6 bei Funktion/Aktivität und MS 4,2 bei Zufriedenheit mit Behandlung an. Abhängig vom Schweregrad der Krümmung (Grenze 30° COBB) konnte nur beim Gesamtscore und Zufriedenheit mit der Behandlung und grenzwertig auch bei Schmerz ein Unterschied zwischen geringen und höhergradigen Krümmungen gefunden werden. Unmittelbar nach Therapieabschluss wurde ein mittelgradiges Selbstbild (MS 3,1) angegeben, welches sich jedoch im Laufe der Nachbeobachtungszeit wiederum merklich besserte (MS 4,2) Conclusio: Die vorliegende Studie konnte hinsichtlich des Therapieerfolges im Vergleich zur Literatur ähnlich gute Ergebnisse aufzeigen. Bezüglich der Begleitung von PatientInnen mit AIS, welche sich in einem vulnerablen Alter einer belastenden Therapie ohne Aussicht auf gänzliche Heilung unterziehen müssen, kann ein vorsichtig optimistisches Bild aufgezeigt werden: eine größere Zufriedenheit mit der Behandlung im Vergleich zu älteren Untersuchungen und nahezu keine Einschränkungen in sportlicher Aktivität, Beruf und Ausbildung, ein gutes Selbstbild und wenig Schmerzen.

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