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Komaz, M.
Über die Abgabe von BPO, Benzoat und Biphenyl aus PMMA Knochenzement
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Authors Med Uni Graz:
- Advisor:
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Kittinger Clemens
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Kühn Klaus-Dieter
- Altmetrics:
- Abstract:
- In der Literatur wird das Thema Allergien auf Knochenzemente, insbesondere auf BPO, kontrovers diskutiert. Derzeit kann keine klare Aussage darüber getroffen werden, ob BPO nach der Polymerisation noch vorhanden ist und ob es für Beschwerden nach dem Erhalt einer zementierten Endoprothese verantwortlich gemacht werden kann. Um zu zeigen, ob und wie viel BPO bzw. seiner Abbauprodukte Biphenyl und Benzoesäure nach der Aushärtung noch im Knochenzement enthalten ist, bzw., wieviel BPO sich aus der Zementmatrix noch herauslösen lässt, wurden 6 handelsübliche Knochenzemente untersucht. Dabei wurden zwei unterschiedliche Gruppen aus Knochenzementen untersucht. In der einen Gruppe wurden Zemente mit einem Überschuss an DmpT untersucht, in der anderen Gruppe Zemente mit einen Überschuss an BPO. Es wurden 5 verschiedene analytische Untersuchungen durchgeführt. Alle Proben wurden mittels HPLC gemessen. Zuerst wurde die Pulverkomponente jedes Knochenzements auf seinen BPO-Gehalt untersucht. 4 der 6 Knochenzemente wiesen den Herstellerangaben entsprechende Werte auf. In weiteren Versuchen wurde der ausgehärtete Knochenzement 2 Stunden lang in Aceton aufgelöst, um zu zeigen, wie viel BPO bzw. seiner Abbauprodukte nach der Polymerisation nachweisbar sind. Bei diesen Versuchen handelt es sich um einen destruktiven Aufbau der nicht auf die Situation im Körper übertragen werden kann. Weiters wurden Extrakte angefertigt, um zu zeigen, wie viel BPO sich nach der Polymerisation noch aus der Zementmatrix lösen lässt. Für die Extrakte wurden genormte Formkörper verwendet, welche in eine NaCl-Lösung bzw. in eine mobiler Phase gegeben wurden. Die Untersuchung von Extrakten in NaCl-Lösung wurden durchgeführt, um eine möglichst physiologische Situation zu testen. Die Extrakte in einer mobiler Phase stellen keine physiologische Situation dar und dürfen auch nicht mit dem Milieu im Körper gleichgesetzt werden. Allerdings lassen sich in mobiler Phase die Verbindungen gut nachweisen und können als „worst-case“-Szenario herangezogen werden. Die Messungen in NaCl-Lösung erfolgten nach 30 Minuten, die Messungen in mobiler Phase nach 30 Minuten und nach 24 Stunden. Die Ergebnisse der Extrakte in NaCl-Lösung zeigten, dass weder Biphenyl noch BPO gefunden werden konnte. BPO ist aufgrund seiner hydrophoben Eigenschaften in wässriger Umgebung wie NaCl-Lösung schlecht löslich und konnte daher nicht nachgewiesen werden. In allen anderen Versuchen zeigte sich ein unterschiedliches Verhalten zwischen Zementen mit einem DmpT-Überschuss und Zementen mit einem BPO-Überschuss. In Zementen mit einem DmpT-Überschuss konnten nur geringe Mengen an BPO detektiert werden, nach 24 Stunden konnte kein BPO bzw. nur mehr geringste Mengen gefunden werden. Währenddessen zeigten die Zemente mit einem BPO-Überschuss höhere Werte an BPO als die Zemente aus der ersten Gruppe. Theoretisch würden natürliche Oxidationsvorgänge im Körper das BPO wahrscheinlich in kürzester Zeit abbauen. Daher ist es sehr unwahrscheinlich, dass langanhaltende Beschwerden nach dem Erhalt einer zementierten Endoprothese von einer Allergie gegen BPO stammen. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Abgabe von BPO unter physiologischen Bedingungen unwahrscheinlich ist. Allerdings müssen noch weitere Versuche durchgeführt werden, um methodisch die Aussagen zu validieren.