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Gewählte Publikation:

Braunsteiner, T.
Psychoendokrinologie des Schlafes
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp. 108 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Obermayer-Pietsch Barbara
Painold Annamaria
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund: Der Schlaf ist nicht nur für das Gehirn, sondern auch für zahlreiche physiologische Prozesse wichtig und erfüllt entscheidende Aufgaben. Beeinträchtigungen des Schlafes und Veränderungen von Cortisol-Werten lassen sich miteinander in Verbindung bringen. Viele epidemiologische Studien berichteten in den letzten Jahren zusätzlich über eine Assoziation zwischen verkürzter Schlafdauer mit ungünstigen, metabolischen Merkmalen wie Adipositas und Diabetes Mellitus Typ 2. Die Kernfrage lautet, ob Cortisol im Speichel (Saliva-Cortisol) als möglicher Biomarker für eine verminderte Schlafqualität eingesetzt werden kann. Weitere Fragestellungen sind, ob sich ein relevanter Zusammenhang zwischen Schlafqualität und dem Body Mass Index (BMI), der Insulinresistenz und weiteren Hormonparametern zeigt. Methoden: Die Daten für die retrospektive Analyse stammen aus der Kohorte „Biomarker für Personalisierte Medizin“ (BioPersMed) der Medizinischen Universität Graz (MUG). Die StudienteilnehmerInnen sind älter als 45 Jahre, und weisen zumindest einen kardiovaskulären Risikofaktor auf. Der Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI) diente zur Erhebung der Schlafqualität für die vorangegangenen vier Wochen. Die Messung von Cortisol aus dem Speichel wurde mit nichtinvasiv gewonnenen Proben durchgeführt, wobei eine Korrelation zwischen freiem Cortisol im Speichel und im Blut nachgewiesen ist. Die Schlafqualität wurde in Zusammenhang mit den Morgenwerten von Saliva-Cortisol, dem BMI und dem Homeostatic Model Assessment Of Insulin Resistance (HOMA-IR) gebracht. Als Nebenparameter wurden Werte von Thyreoidea-stimulierenden Hormon (TSH) und Geschlechtshormonen (17ß-Östradiol und Anti-Müller-Hormon (AMH) bei Frauen; Gesamt-Testosteron bei Männern) mit der Schlafqualität assoziiert. Ergebnisse: 35,7% der 154 ProbandInnen berichteten über eine verminderte Schlafqualität. 43,5% aller Frauen hatten eine verminderte Schlafqualität im Gegensatz zu 26,0% der Männer. Dieser geschlechtsspezifische Unterschied war statistisch signifikant (P=0,025). Das Saliva-Cortisol war mit 5,9 ±4,3 ng/ml bei verminderter Schlafqualität im Gegensatz zu 6,4 ng/ml ±3,4 bei guter Schlafqualität statistisch tendenziell vermindert (P=0,073). Die Saliva-Cortisol-Werte waren bei männlichen, „schlechten Schläfern“ im Vergleich zu männlichen, „guten Schläfern“ signifikant erniedrigt (P=0,007). Dieser Unterschied zeigte sich bei Frauen nicht. Es gab bei verminderter Schlafqualität keinen statistischen Unterschied von BMI, HOMA-IR, Geschlechtshormonwerten oder Menopause beziehungsweise Hypogonadismus, außer bei der Schilddrüsenfunktion (P=0,033). Schlussfolgerungen: Es konnte ein hoher Anteil an Personen mit beeinträchtigter Schlafqualität im vorliegenden kardiovaskulären Risikokollektiv erhoben werden. Frauen schliefen signifikant schlechter als Männer. Ein niedriger Saliva-Cortisol-Wert war mit verminderter Schlafqualität, besonders bei Männern, und einer verlängerten Einschlafdauer assoziiert und stellt als Ausdruck von chronischem Stress und einer gestörten zirkadianen Rhythmik von Cortisol einen potenziellen nicht invasiven Biomarker für Schlafqualität dar. Schlafstörungen als kardiovaskulärer Risikofaktor sollten in Zukunft in weitaus höherem Maß beachtet und weiter erforscht werden.

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