Gewählte Publikation:
Kraigher-Krainer, M.
Die Früherkennung und Verlaufsbeurteilung koronarer Herzerkrankungen anhand eines standardisierten Fragebogens
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp. 77
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Colantonio Caterina
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Schmidt Albrecht
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund:
Kardiovaskuläre Erkrankungen zählen zu den führenden Ursachen für Mortalität und Morbidität weltweit und führen zu hohen Kosten im Gesundheitswesen. Diverse etablierte Risikoscores werden derzeit im klinischen Alltag angewendet, um das individuelle Gesamtrisiko einzelner Personen für kardiovaskuläre Ereignisse anhand klassischer Risikofaktoren (wie Hypertonie, Diabetes Mellitus, Hyperlipidämie, Rauchen etc.) zu errechnen. Es erfolgt eine grobe Einteilung in Hoch-, Mittel- und Niedrigrisikogruppen. Durch die Entdeckung und Einführung funktioneller, laborchemischer oder bildgebender Biomarker soll in Kombination mit diesen bereits etablierten Risikofaktoren zukünftig sowohl eine genauere individualisierte Risikoeinschätzung für kardiovaskuläre Erkrankungen erfolgen, als auch die Früherkennung, Diagnostik und Verlaufsanalyse verbessert werden. Die therapeutischen Interventionsmaßnahmen sollen dabei individuell angepasst, die Treffsicherheit und Wirkung optimiert und damit eine erhöhte Lebensqualität erzielt werden.
Methoden:
In die Graz Heart Study, eine prospektive Kohortenstudie mit Follow-Up-Visiten, werden ProbandInnen eingeschlossen, welche mindestens einen kardiovaskulären Risikofaktor aufweisen, aber noch nicht klinisch manifest erkrankt sind. Nach der initialen Screening-Untersuchung werden die StudienteilnehmerInnen longitudinal im Jahr 2, 4 und 6 nachuntersucht. Hauptziel des Diplomarbeits-Projektes war die Entwicklung und Etablierung eines standardisierten Fragebogens zur systematischen telefonischen Befragung der teilnehmenden ProbandInnen zwischen den klinischen Visiten. Diese Telefon-Visiten finden im 2-Jahres-Intervall zu den Zeitpunkten 1, 3 und 5 Jahre nach Studieneinschluss statt. Im Rahmen der vorliegenden Diplomarbeit wurden die 1-Jahres Telefonvisiten für den Zeitraum Dezember 2010 bis Jänner 2015 ausgewertet. Langfristig ist auch eine klinische Nachbeobachtung der ProbandInnen im Jahr 10, 20 und 30 geplant.
Ergebnisse:
Von Dezember 2010 bis Jänner 2015 wurden insgesamt 665 1-Jahres Telefonvisiten durchgeführt. Hypercholesterinämie trat als häufigster kardiovaskulärer Risikofaktor auf, gefolgt von Hypertonie und Nikotinabusus. Im Verlauf eines Jahres kam es lediglich zu einer geringen Änderung der medikamentösen Therapie. Am häufigsten wurde eine zusätzliche Einnahme von Antihypertensiva verzeichnet. 8% der ProbandInnen unterzogen sich innerhalb des ersten Jahres einer Operation, wovon 11% kardiovaskulär bedingt waren. KeinE ProbandIn gab ein kardiovaskuläres Ereignis wie Herzinfarkt oder Schlaganfall während der Telefonvisite an. Bezüglich des körperlichen und psychischen Wohlbefindens, zeigte sich insgesamt eine ähnliche Verteilung wie bei der Screening-Untersuchung mit einer Tendenz zur geringfügigen Verschlechterung. Betreffend die Symptome Dyspnoe, Ödeme, körperliche Leistungsschwäche und Nykturie, konnte nach einem Jahr eine Verbessungen festgestellt werden. Bei 38% der ProbandInnen verzeichneten wir einen Besuch beim Hausarzt/bei der Hausärztin und 22% hatte Kontakt mit einem Internisten/einer Internistin. 2% beschrieben eine Aufnahme in einer Notfallambulanz und 16% einen Krankenhausaufenthalt im Laufe des ersten Jahres.
Zusammenfassung:
Diese Arbeit beschäftigt sich vorrangig mit der Einführung und Validierung eines standardisierten Fragebogens zur systematischen Befragung einer Risikokohorte für kardiovaskuläre Erkrankungen im 1-Jahres-Follow-Up. Die erste Datenauswertung liefert Tendenzen hinsichtlich der Risikofaktorverteilung und klinischer Ereignisse. Statistisch aussagekräftigere Erkenntnisse und sich daraus ergebende klinisch relevante Aussagen werden von der langfristigen Verlaufsbeobachtung erwartet.