Gewählte Publikation:
Stampfer, M.
Das Pflegeorganisationskonzept Primary Nursing – Evaluierung des Umsetzungsgrades Primary Nursing am Beispiel der akutgeriatrischen Stationen der Albert Schweitzer Klinik in Graz.
Masterstudium; Gesundheits- und Pflegewissenschaft; [ Masterarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp. 105
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Lohrmann Christa
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- Abstract:
- EINFÜHRUNG
Primary Nursing, auch Bezugspflege genannt, wurde im Jahr 1969 von Marie Manthey entwickelt. Es beruht auf den vier Kernelementen Verantwortung, Kontinuität der Pflege, direkte Kommunikation und dass der Pflegeplanende gleichzeitig auch Pflege-durchführender ist. Im Rahmen dieses Pflegeorganisationskonzeptes ist eine Pflegeperson, die Primary Nurse, dauerhaft für die Pflege eines/einer Patienten/Patientin – von der Aufnahme bis zur Entlassung – verantwortlich. Bei Abwesenheit der Primary Nurse übernimmt eine zugeordnete Pflegekraft, die Associate Nurse, die von der Primary Nurse vorab geplanten Pflegetätigkeiten. Primary Nursing ermöglicht in der Pflegepraxis eine hohe Kontinuität der Pflege, Autonomie, eine klar geregelte Verantwortung, vertrauensschaffende Kommunikationsmuster und somit nicht nur eine Steigerung der Pflegequalität, sondern auch eine Verbesserung der Pflegeperson-PatientInnen-Beziehung.ZIEL
Ziel dieser Masterarbeit ist es, den Begriff Primary Nursing näher zu erläutern und im Rahmen des Forschungsprojektes den Umsetzungsgrad von Primary Nursing auf den akutgeriatrischen Stationen der Albert Schweitzer Klinik in Graz zu evaluieren. Darüber hinaus sollen auftretende Barrieren durch Verbesserungsmaßnahmen überwunden werden. METHODEN
Diese Masterarbeit ist im ersten Teil als eine Literaturrecherche zu sehen und bezieht die Inhalte aus der systematischen und themenrelevanten Suche, sowohl aus der medizinischen Meta-Datenbank „PubMed“ und aus Fachzeitschriften als auch aus Fachlexika und aktuellen Lehrbüchern aus dem deutsch- und englischsprachigen Raum. Für das Praxisprojekt wird im zweiten Teil eine Querschnittstudie als Forschungsdesign gewählt. Die Daten werden mittels standardisierten Fragebögen, standardisierten persönlichen Interviews und einer Dokumentenanalyse zu einem Zeitpunkt erhoben (n=86) und anschließend mit dem Instrument zur Erfassung von Pflegesystemen (IzEP©) ausgewertet. ERGEBNISSE
Nach der Implementierung von Primary Nursing auf den akutgeriatrischen Stationen der Albert Schweitzer Klinik konnte durchschnittlich ein Umsetzungsgrad von 75% erreicht werden. Daher kann von Primary Nursing gesprochen werden. Die Gesamt-profilauswertung auf den Stationen AGO B (80%) und AGO D (76%) ergaben einen Wert von > 75%. Hier wird nach dem Konzept des Primary Nursing gearbeitet. Die Stationen AGO A (69%) und AGO C (73%) erreichten einen Wert < 75% und sind somit der Bereichspflege zuzuordnen. Barrieren in der Umsetzung von Bezugspflege treten durch Mangel an Kenntnis über Bezugspflege, Krankenstände, Aus- und Fortbildungen, Teilzeitbeschäftigung, fehlendes Aufnahme- und Entlassungsmanagement sowie eine lange Aufenthaltsdauer der PatientInnen auf. Die Einführung einer Personalrotation, eine langfristigen Dienstplangestaltung, eines Fortbildungsplanes, sowie regelmäßige Reflexionsgespräche im Team können diese Barrieren reduzieren. SCHLUSSFOLGERUNG
Primary Nursing stellt eine adäquate Möglichkeit dar, die Pflege auf akutgeriatrischen Stationen so zu organisieren, dass für die PatientInnen eine effiziente und qualitativ hochwertige Versorgung gewährleistet ist. Die Ergebnisse zeigen, dass eine transparente und personelle Kommunikation sowie eine personelle Kontinuität in der Verantwortung durch die Bezugspflege gestärkt werden. Die Herausforderung bei diesem Pflegeorganisationskonzept ist es, sich so an die bestehenden komplexen Krankenhaus-strukturen und Barrieren anzupassen, dass die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Pflegepersonen sowie die Compliance der PatientInnen voll ausgeschöpft werden und eine Verschwendung von Ressourcen auf ein Minimum reduziert wird. Ein wirksames Zeitmanagement, Flexibilität, eine offene Fehlerkultur und die Interaktionsfähigkeit des gesamten Pflegeteams sind fundamentale Einflussfaktoren eines hohen Umsetzungs-grades von Primary Nursing.