Gewählte Publikation:
Blach, C.
EIN EMPIRISCHER ZUGANG ZUM KONSTRUKT DER HOCHSENSIBLEN PERSÖNLICHKEIT
Doktoratsstudium der Medizinischen Wissenschaft; Humanmedizin; [ Dissertation ] ; 2015. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Egger Josef Wilhelm
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- Untersuchungsziel: Es wurde überprüft, inwieweit Ängstlichkeit, Depression, Stress, Alter und Geschlecht das mittels eines spezifischen Erhebungsinstruments gemessene Konstrukt Hochsensibilität vorhersagen. Dieses wird hypothetisch primär als eine übersteuerte multimodale Feinfühligkeit konzipiert. Psychophysiologisch wurde getestet, ob solcherart hochsensible Personen eine stärkere Stressreaktivität und eine präzisere Herzwahrnehmungsfähigkeit (cardiac awareness) aufweisen.
Methode: 50 ProbandInnen (25 weiblich, 25 männlich) wurden mittels Fragebogen zur Feinfühligkeit (Blach & Egger, 2011; übersetzte Version der Highly Sensitive Person Scale von Aron & Aron, 1997), TICS (Trierer Inventar zum Chronischen Stress; Schulz, Schlotz & Becker, 2004), Trait-Skala des STAI (State-Trait-Angstinventar; Laux, Glanzmann, Schaffner & Spielberger, 1981), BAI (Beck-Angst-Inventar; Margraf & Ehlers, 2007) und BDI-II (Beck-Depressions-Inventar II; Hautzinger, Keller & Kühner, 2009) untersucht. Die Kardiosensibilität wurde mittels Herzwahrnehmungstests erhoben. Die Herzfrequenz, die Herzratenvariabilität und der Blutdruck wurden im Rahmen eines EKG kontinuierlich vor, während und nach der Durchführung des mentalen Stress induzierenden Determinationstests (DT, Wiener Testsystem; Neuwirth & Benesch, 2007) gemessen.
Ergebnisse: Ängstlichkeit, Depression, Stress, Alter und Geschlecht klären 59 % der Varianz von Hochsensibilität auf. Die psychologische Komponente Ängstlichkeit (Angst als trait) trägt signifikant zur Aufklärung bei. Präzise und unpräzise Herzwahrnehmer weisen keinen Unterschied in der Hochsensibilität auf. Ferner zeigt sich hinsichtlich kardiovaskulärer Stressreaktivität kein Unterschied zwischen Hochsensiblen und Nicht-Hochsensiblen. Dies lässt die Annahme zu, dass Hochsensibilität zwar ein mehrdimensionales, möglicherweise aber primär psychologisches Phänomen ist, das erst sekundär physiologische Wirkungen generiert.