Gewählte Publikation:
Veigl, F.
Ein explorativer Vergleich der Fremd- und Selbstwahrnehmung bei postoperativer Übelkeit und Erbrechen im Kindesalter
Humanmedizin; [ Diplomarbeit/Master Thesis (UNI) ] Graz Medical University; 2015. pp.109.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Berghold Andrea
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Messerer Brigitte
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Aufgrund der Wichtigkeit von PONV (postoperative nausea and vomiting) für Wohlbefinden und PatientInnenzufriedenheit und auch aus wirtschaftlicher Sicht der Kliniken gewinnen Qualitätssicherung und Maßnahmen zur Prozessverbesserung in der ergebnisorientierten Schmerztherapie immer mehr an Bedeutung. Postoperative Übelkeit und Erbrechen gelten für PatientInnen nach wie vor als eine der wichtigsten unangenehmen Beschwerden nach Operationen. Es ist zu vermuten, dass die in Interviews angegebene Inzidenz von PONV die Zahl der in der Fieberkurve dokumentierten Fälle übersteigt und die tatsächliche Rate an PONV unterschätzt wird. Methode: In einer prospektiven, explorativen Pilotstudie wurden Interviews mit 40 PatientInnen im Alter zwischen 11 und 18 Jahren durchgeführt, um die Items Übelkeit und Erbrechen standardisiert zu untersuchen. Die Inzidenz zwischen Interview und Dokumentation wurde verglichen und auf eine mögliche Diskrepanz untersucht. Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit von PONV und dem Meldeverhalten mit demografischen Daten, Prozessparametern und verabreichten Antiemetika und Analgetika sowie die Gründe einer Nichtmeldung wurden explizit evaluiert. Ergebnisse: Übelkeit und Erbrechen konnten im Interview (PONV: 62.5%, POV: 20%) häufiger erkannt werden als in der Dokumentation (PONV: 27.5%, POV: 17.5%). Der Vergleich der Erhebungsmethoden ergab keine zufriedenstellende Übereinstimmung hinsichtlich PONV (inkl. frühem und spätem Auftreten). Bei POV zeigte sich eine gute Übereinstimmung. Die Gründe einer Nichtmeldung waren meist eine geringe Intensität an Beschwerden oder die Vermutung, dass PONV von selbst verschwinden würde. Das Auftreten von PONV konnte mit Schwindel, Schmerzen, einer Anamnese von häufigem Erbrechen zu Hause und der Verabreichung von Opioiden in Zusammenhang gebracht werden. Das Meldeverhalten änderte sich signifikant durch die Anwesenheit der Eltern. Diskussion: Die vorgelegten Studienergebnisse bestätigen die Annahme, dass die tatsächliche Inzidenz von PONV bei Kindern und Jugendlichen bei weitem unterschätzt wird. In diesem Zusammenhang ist die Form und Qualität der Aufklärung über PONV in der bestehenden Form vor allem in Hinsicht auf ein Wissensdefizit über die Therapierbarkeit von PONV zu hinterfragen. Aufgrund der fehlenden Validierung der Interviews und des explorativen Untersuchungsdesigns müssen diese Ergebnisse in weiteren Studien allerdings noch bestätigt werden.