Gewählte Publikation:
Ortner, G.
Immunrekonstitution nach haploidenter hämatopoietischer Stammzelltransplantation bei Kindern
Humanmedizin; [ Diplomarbeit/Master Thesis (UNI) ] Graz Medical University; 2015. pp.137.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Schwinger Wolfgang
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Urban Ernst-Christian
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Da nicht für jeden Patienten ein HLA-identer Spender – sei es seitens Geschwistern oder HLA-identen Spendern aus Datenbanken – zur Verfügung steht, stellt die haploidente Stammzelltransplantation (HFD HSCT) eine mittlerweile etablierte Alternative dar. Vor allem durch die schnelle Verfügbarkeit, ständige Verbesserungen der klinischen Outcomes innerhalb der letzten Jahre und Jahrzehnte und einigen noch relativ jungen immunologischen Erkenntnissen, welche sich durch das Überschreiten der HLA-Barriere ergeben haben, stellt die HFD HSCT für immer mehr Patienten eine mehr als akzeptable Wahl dar. Da die Rekonstitution des Immunsystems nach HFD HSCT nur sehr langsam von statten geht und Komplikationen wie Graftversagen, Rezidiv, Infektionen und GvHD in diesem Zeitraum keine Seltenheit sind, können mittels spezifischem Monitoring solche Ereignisse möglichst früh detektiert und eine Therapie möglichst früh eingeleitet werden.
Patienten und Methoden: 8 überlebende pädiatrische Patienten mit den Grunderkrankungen ALL (n=3), ALPS (n=1), AML (n=1), Mb. Hodgkin (n=1), Neuroblastom (n=1), SCID (n=1) wurden zwischen 2004 und 2015 haploident transplantiert. Das Monitoring der Immunrekonstitution erfolgte durch die quantitative Messung der Gesamtleukozyten und einzelner Subpopulationen. Es wurde zusätzlich eine Spenderchimärismusanalyse sowie spezifische Analysen der T-Zell-Population betrieben.
Resultate: Es konnten durch das sehr kleine Patientenkollektiv keine statistisch signifikanten Unterschiede der immunologischen Rekonstitution im Vergleich der verwendeten Konditionierungsregimen und Graftselektionsmethoden ermittelt werden. Die Kombination aus myeloablativem Konditionierungsregimen (MAC) und CD3/19-Depletion zeigte sich für die Rekonstitution einzelner Zellreihen tendentiell jedoch gegenüber einem Konditionierungsverfahren mit reduzierter Intensität (RIC) als vorteilhaft. Ein Engraftment von T- und B-Zellen trat im Falle von MAC erst zwischen den Tagen 90 und 120 und im Falle von RIC am Tag 60 nach HFD HSCT ein. Infektionen traten gehäuft auf und wurden mittels spezifischer Immunsurveillance relativ früh detektiert. Virale Erreger waren dabei am häufigsten für Infektionen verantwortlich. Eine akute GvHD trat bei 3 Patienten (37,5%) auf, 2 davon (25%) erlitten eine GvHD S I-II, ein Patient (12,5%) eine GvHD max. S III. 2 Patienten (25%) entwickelte im Verlauf eine chronische GvHD.
Schlussfolgerung: Ein penibles quantitatives Monitoring der immunologischen Rekonstitution zusammen mit einer möglichst frühzeitigen Erkennung von Infektionen und GvHD ist essentiell für das klinische Outcome nach HFD HSCT. Komplikationsträchtige Ereignisse nach HFD HSCT noch früher zu erkennen und zu therapieren, kann helfen, die klinischen Outcomes nach haploidenter Stammzelltransplantation noch weiter zu verbessern und die HFD HSCT noch breiter zum Einsatz bringen.