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Wallner, J.
Die Anwendung der Herbert-Knochen-Schraube in der osteosynthetischen Behandlung von Frakturen des Kieferwinkels: Ein biomechanischer Vergleich zur konventionellen Miniplattenosteosynthese
Doktoratsstudium der Medizinischen Wissenschaft; Humanmedizin; [ Dissertation ] ; 2015. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Feichtinger Matthias
Zemann Wolfgang
Altmetrics:

Abstract:
Einleitung: Frakturen des Kieferwinkels stellen die häufigste Gesichtsschädelfraktur dar. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Die derzeitigen operativen Behandlungsmethoden erlangen bis dato jedoch keinen einheitlichen therapeutischen Konsens. Die nach ihrem Entdecker benannte Herbert-Knochen-Schraube ist unter anderem in der operativen Behandlung von Kahnbeinfrakturen der Hand Standard. Die gering dimensionierte Schraube folgt dem Prinzip der Kompressionsosteosynthese, versorgt Frakturen funktionsstabil und kann bei regelrechtem post-operativen Verlauf im Knochen verbleiben. Bislang findet die Herbert-Knochen-Schraube in der Behandlung von Frakturen des Kieferwinkels keine Anwendung. Sie könnte jedoch ein neuartiges und vielversprechendes Therapiekonzept bei Knochenbrüchen des Kieferwinkels darstellen. Material und Methode: Im Rahmen einer prospektiven, randomisierten, kontrollierten In-vitro-Studie wurde das biomechanische Verhalten der Herbert-Knochen-Schraube im Vergleich zu einem konventionellen, winkelstabilen Miniplattensystem des Kieferwinkels an 20 humanen Kadaverpräparaten untersucht. Dabei wurden die beiden Osteosynthesesysteme (Platte, Schraube) bei zuvor standardisierten Frakturen im Kieferwinkel der Präparate angewandt. Die Präparate wurden mittig in 40 Unterkieferhälften geteilt und das biomechanische Verhalten beurteilt. Das mechanische Verhalten der Materialien wurde anhand der absoluten Belastung, der absoluten Auslenkung, der Stärke (Festigkeit, Steifigkeit) und der Auslenkung innerhalb des klinisch relevanten Bereiches beurteilt. Ergebnisse und Resultate: Die absoluten, maximalen Belastungswerte lagen bei 427 N in der Gruppe der Platte und bei 362 N in der Gruppe der Schraube. Die Belastung bis zum Material-/Systemversagen war im Mittel bei 250 (± 68) N in der Plattengruppe und bei 200 (± 61) N in der Schraubengruppe. Die Auslenkung bis zum Material-/Systemversagen lag im Mittel bei 7.90 (± 2.7) mm in die Gruppe der Platte und bei 6.90 (± 2.2) mm in der Gruppe der Schraube. Die Stärke wurde im Mittel mit Werten von 1.10 (± 0.61) N/m für die Gruppe der Platte und 0.78 (± 0.40) N/m für der Gruppe der Schraube berechnet. Der Unterschied des mechanischen Verhaltens der beiden Osteosynthesematerialien (Platte, Schraube) war in Bezug auf die maximale Auslenkung, die Stärke und die Auslenkung innerhalb des klinisch relevanten Bereiches bis 200 N nicht signifikant. Auch die Beziehung der Belastungs- und Auslenkungswerte zwischen den beiden Gruppen (Platte, Schraube) war nicht signifikant (p=0.55). Lediglich bei der maximalen Belastung der Osteosynthesematerialien (Platte, Schraube) über 200 N konnte ein signifikanter Unterschied zu Gunsten der Platte festgestellt werden. Diskussion: Da diese Untersuchung humane Kadaverpräparate verwendete, kann von einer hohen Reproduktion für den In vivo-Bereich ausgegangen werden. Die absoluten, maximalen Belastungswerte beider Gruppen lagen im Mittel nicht unter der klinisch relevanten Belastungsgrenze, die als Standard für die Übertragung in den klinischen Bereich gilt. Obwohl die Osteosyntheseplatte im maximalen Belastungsbereich jenseits der klinisch relevanten Grenze ein höheres Widerstandsverhalten als die Herbert-Knochen-Schraube zeigte, kann das biomechanische Verhalten der beiden Osteosynthesematerialien als ähnlich angesehen werden. Folglich kann die Herbert-Knochen-Schraube bei richtiger Indikationsstellung eine minimal invasive, zeitsparende und elegante Alternative in der osteosynthetischen Behandlung bei Kieferwinkelfrakturen oder bei Frakturen des Unterkiefers darstellen. Schlussfolgerung: Die Herbert-Knochen-Schraube erfüllt die biomechanischen Kriterien des Unterkiefers. Zudem zeigt sie ein günstiges mechanisches Verhalten im Kieferwinkel. Die Grundlage in Bezug auf das biomechanische Verhalten für die Anwendung dieser Osteosyntheseschraube im Kieferwinkel konnte mit dieser Untersuchung gezeigt werden.

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