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Krenek, B.
Entwicklung eines standardisierten, qualitätsgesicherten Schulungsprogramms für Patientinnen und Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) unter besonderer Berücksichtigung der Erwartungen relevanter Stakeholder. Minimierung des Risikos einer falschen Anwendung inhalativer Medikamente bei COPD durch Einführung eines Schulungsprogramms für medizinisches Personal auf internen Abteilungen eines Wiener Gemeindespitals.
Doktoratsstudium der Medizinischen Wissenschaft; Humanmedizin; [ Dissertation ] Graz Medical University; 2015. pp.190. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Eber Ernst
Holasek Sandra Johanna
Altmetrics:

Abstract:
Ziel: Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es herauszufinden, ob die Vermutung von ExpertInnen zutrifft, dass es beim medizinischen Personal interner Abteilungen eines Wiener Gemeindespitals Wissensdefizite bezüglich inhalativer Medikamentenverabreichung gibt und ob ein einmaliges schriftliches Schulungsprogramm dieses Defizit signifikant verändern kann. Methoden: Basierend auf ExpertInneninterviews und Risikoanalyse wurden Informationsblätter zu Handhabung, Geräteauswahl und Medikamentenwirkungen und -neben-wirkungen erstellt, die das Risiko von Über- bzw. Unterdosierung inhalativer Medikamente reduzieren helfen sollen. Die Schulungsunterlagen wurden so konzipiert, dass eine Zufriedenheit der Stakeholder (das medizinische Personal der internen Abteilungen) erreicht werden kann. Die Auswahl der in den Schulungsblättern erklärten Inhalationsgeräte wurde nach der Häufigkeit der Verordnung in der Jah-resstatistik der Anstaltsapotheke getroffen. Es wurde ein Fragebogen erstellt, der unter Einbeziehung der Risikoanalyse und der Erkenntnisse aus den ExpertInnen-Interviews die Bereiche Auswahl und Umgang mit Inhalationsgeräten, Atemtechnik, Pharmakologie und Zufriedenheit mit dem Schulungsmaterial mit gezielten Fragen abdeckte. Zusätzlich wurden persönliche Daten in anonymisierter Form abgefragt. Dazu zählten Berufsgruppe (ÄrztInnen, Pflegepersonen, PhysiotherapeutInnen), Berufserfahrung in Jahren und ob Inhalationstherapie in der Ausbildung gelehrt wurde. Die Fragebogenanalysen wurden mit den auszuwertenden Faktoren Abteilung, Berufsgruppe, Berufserfahrung, Ausbildung und Gerätetyp in Verbindung gesetzt. Ergebnisse: 198 Personen nahmen an der anonymen Fragebogenanalyse teil, davon 34 Ärz-tInnen, 133 Pflegepersonen und 31 MTDG (PhysiotherapeutInnen). Im Vergleich der Pulmologie mit den allgemeinen internen Abteilungen zeigte sich, dass das medizinische Personal der Lungenabteilung eine um 60% geringere Chance auf falsche Antworten hatte. Die Pflege hatte im Vergleich zu den ÄrztInnen generell eine 1,7 bis 2,8 fache Chance auf falsche Antworten. Personen mit einer Berufserfahrung von unter fünf Jahren zeigten eine nahezu doppelt so hohe Chance auf fehlerhafte Antworten gegenüber jenen mit Berufserfahrung von 10 Jahren und mehr. Der Faktor, ob Inhalationstherapie in der Ausbildung gelehrt wurde, erwies sich als nicht relevant. Im Vergleich der Geräte zueinander ergaben sich signifikante Unterschiede, wobei für den Kapselinhalator die geringste, für den Multidosispulverinhalator die größte Fehlerquote bestand. Die Anzahl korrekter Antworten zum Gerätehandling konnte durch die Informati-onsblätter deutlich verbessert werden. Im Gegensatz dazu wurde in den Katego-rien Geräteauswahl und Nebenwirkungen inhalativer Medikamente keine signifi-kante Verbesserung erzielt. Die Zufriedenheit mit dem Schulungsmaterial kann als überwiegend gut beurteilt werden. Diskussion: Die Einführung eines standardisierten Schulungsprogramms zur inhalativen Medikamentenverabreichung erscheint sowohl für COPD PatientInnen als auch für das betreuende Personal sinnvoll und hilfreich. Es beinhaltet Standard Operating Procedures in Form eines Entscheidungsbaums zur Geräteauswahl und Bedienanleitungen für die Gerätegruppen Dosieraerosol, Kapselinhalator und Multidosispulverinhalator. Aus den Ergebnissen der vorliegenden Studie geht deutlich hervor, dass mit einer einmaligen schriftlichen Schulung zwar bereits ein Erfolg im Sinne einer signifikant gesteigerten Anzahl richtiger Antworten zu erzielen ist und dadurch eine Risikominimierung von Dosisungenauigkeiten in der inhalativen Medikamentenverabreichung, der aber unbedingt durch ergänzende und wiederholte Schulungen ausgebaut und gefestigt werden muss.

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