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Selected Publication:

Schwabl, K.
Erzählen in der anderen Sprache. Eine Studie zur narrativen Entwicklung von Kindern mit Erstsprache Türkisch in der Zweitsprache Deutsch.
[ Dissertation ] Karl-Franzens-Universität Graz; 2015.

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Marschik Peter
Altmetrics:

Abstract:
Diese Arbeit behandelt die Entwicklung der Erzählfähigkeit in der Zweitsprache (L2) Deutsch von Kindern (4;03-6;09) mit Erstsprache (L1) Türkisch. Kinder mit Migrationshintergrund schneiden bekanntermaßen im Bildungssystem schlechter ab, was auf Probleme im Umgang mit kontexfreier (hier: literater) Sprache, vor allem im Rahmen des Umgangs mit Texten, zurückgeführt wird. Sprach¬stands¬erhebungsverfahren, die ein frühes förderndes Eingreifen ermöglichen sollten, sind bislang nicht in der Lage Kompetenzen über der Satzebene zu testen. Darüber hinaus sind sie für den L2-Erwerb nicht geeignet und können beispielsweise Sprachauffälligkeiten, die aus einer Störung der Sprachentwicklung resultieren, und solche, die durch den L2-Erwerb bedingt sind, nicht differenzieren. Erzählungen können als Bindeglied zwischen dem dialogischen Alltagssprachgebrauch und geschriebenen Texten betrachtet werden, da sie durch die Wiedergabe zeitlich und räumlich versetzter Inhalte und ihre tendenziell monologische Strukturierung bereits einige Merkmale mit geschriebenen Texten teilen. Es liegt daher nahe, Erzählungen für die Testung von schriftlich relevanten Fähigkeiten heranzuziehen. Die Beschreibung der Erzählfähigkeit wird hier an folgenden narrativen Teilkompetenzen festgemacht: Satzstruktur und -verknüpfung, Referenz auf Aktanten, Temporalstruktur und narrative Struktur. Mittels quantitativer Auswertugen und qualitativer Beschreibungen wurde versucht, Entwicklungstendenzen hinsichtlich der Erzählfähigkeit zwischen 4 und 6 festzustellen. Hierbei zeigte sich, dass diese viel schwerer zu fassen sind, als bei monolingualen Vergleichsgruppen. Die individuellen Erwerbsverläufe scheinen einer viel größeren Streuung unterworfen zu sein, zugleich weisen aber auch die L2-Erzählungen der Kinder einige universelle Strategien und Merkmale auf (thematic subject strategy, ending-at-the-highpoint etc.). Im Hinblick auf die Nutzung der Ergebnisse für die Sprachstandserhebung zeigt sich, dass syntaktische Kompetenz leicht auf einfach zu fassende Indikatoren (wie z.B. die Verbstellung) reduziert werden kann. Für alle weiteren Teilkompetenzen genügen solche rein formalen Indikatoren aber nicht. Die Erstellung von effizienten Testverfahren, die auf rein formalen Aspekten beruhen, werden daher durch diese Studie in Frage gestellt.

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