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Kanduth, J.
Bewertung des Funktionszustandes und der Lebensqualität von geriatrischen Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz auf der Nierentransplantationswarteliste
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp.109.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Rosenkranz Alexander
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- Die Zahl der Bevölkerung in Österreich nimmt stetig zu. Im Zuge der auf uns zukommenden Umstrukturierung der Altersverhältnisse, nimmt die Zahl der über 60-Jährigen stark zu. Demzufolge steigt auch die Zahl der über 60-Jährigen Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz. Lange Wartezeiten für eine Spenderniere werden von älteren Patienten nicht gut toleriert. Aus diesem Grund wurde das Programm von Eurotransplant „old for old“ initiiert, um den Zeitraum bis zur Transplantation zu verkürzen. Trotz dieser Maßnahme existieren Daten von schlechtem Outcome nach Nierentransplantationen in dieser Altersgruppe. Bislang besteht ein Mangel an Studien, die den funktionellen Status und die gesundheitsassoziierte Lebensqualität dieser Patienten in der Prätransplant-Periode evaluieren. Es wird vermutet, dass bei geriatrischen Patienten mit terminalem Nierenversagen, die auf der Nierentransplantationswarteliste stehen, eine Verschlechterung des funktionellen Zustandes und der Lebensqualität eintritt. Diese Verschlechterung könnte relevant für die Nierentransplantation sein. Tests, die Geriater verwenden, um Defizite zu eruieren, wurden bisher im Evaluierungsprozess für die Nierentransplantation nicht eingebracht. Außerdem existieren keine Daten über die Auswirkung der Wartezeit und der Nierentransplantation auf das funktionelle Outcome in der prä- und posttransplant Periode von geriatrischen Patienten. Ziel der Arbeit war eine Testbatterie zum funktionellen Status aus dem geriatrischen Bereich für ältere Patienten auf der Warteliste zur Nierentransplantation oder in der posttransplant-Phase praxisgerecht zusammenzustellen und deren Anwendbarkeit an einer kleinen Kohorte zu überprüfen.
Methoden: Zur Evaluierung der Lebensqualität und des funktionalen Zustandes wurden Assessments ausgewählt, die üblicherweise in der Geriatrie Anwendung finden. Um ein umfassendes Bild von den Patienten zu erhalten, wurden folgende Tests zu einem Fragebogen zusammengefügt: Barthel-Index, Timed Up and Go-Test, Tinetti-Test, Mini Mental Status Test, Clock Completion Test, GDS 15-Depressionsskala, Mini Nutritional Assessment, Instrumental Activities of Daily Living (IADL), Handkraftmessung, Kidney Disease Qualität of Life-Short Form (KDQOL-SF) und EQ-5D. Die zu untersuchenden Kriterien waren Kognition (Gedächtnisleistung), Mobilität, Sturzgefahr, Eigenversorgung, Emotionalität, Ernährung und
Lebensqualität. Nach der Definition des Patientenkollektivs, wurde die Evaluierung an einer kleinen Kohorte aus 10 Patienten als Querschnittsuntersuchung durchgeführt.
Ergebnisse: Es wurden insgesamt 10 Patienten (Alter 70,44 ± 5,25 Jahre; 2 weiblich, 8 männlich) auf der Warteliste zur Nierentransplantaiton evaluiert. Bei einem Patienten wurde durch das Mini Nutritional Assessment ein Risiko für Mangelernährung festgestellt. Bei vier Patienten fiel der Clock Completion Test fehlerhaft aus; drei Patienten machten einen mittelschweren Fehler (3 Fehlerpunkte), wobei die Uhr falsch aufgezeichnet wurde, bei einem Patienten fand sich ein leichter Fehler (2 Fehlerpunkte). Gute Ergebnisse wurden im Bereich der Mobilität, des Sturzrisikos und der instrumentelle und körperlichen Selbstversorgung erzielt. Ebenso in den Bereichen Depressionsrisiko und der Handkraftmessung.
Conclusio: Die Praktikabilität des Assessment-Tools gestaltet sich als praxisnah. Mit einer überschaubaren Durchführungszeit von ungefähr 45 Minuten lässt sich dieses gut in den Klinikalltag eingliedern. Nach der Anwendung des Tools fallen die Ergebnisse besser als erwartet aus. Dennoch lassen sich leichte Einbußen der Lebensqualität und der Funktionalität feststellen. Um eine Aussage über eine Verschlechterung der Lebensqualität und Funktionalität dieser Patientenpopulation zu machen bedarf es weiteren Evaluierungen. Wird tatsächlich eine Verschlechterung festgestellt könnte dies der Beginn größerer Studien bedeuten.