Gewählte Publikation:
Schwaiger, M.
Klassifikation und Risikostratifizierung retinierter unterer Weisheitszähne
Eine vergleichende Untersuchung des konventionellen Orthopantomogramms mit der dentalen Magnetresonsanztomographie (MRT)
Zahnmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
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Jakse Norbert
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Kirnbauer Barbara
- Altmetrics:
- Abstract:
- Die operative Entfernung des retinierten Unterkieferweisheitszahns stellt eine der häufigsten oralchirurgischen Eingriffe dar. Dies lässt sich durch die hohe Inzidenzrate retinierter Weisheitszähne und damit assoziierte Probleme erklären. Die präoperative Evaluation der retromolaren Lagebeziehungen wird standardmäßig anhand eines Orthopantomogramms realisiert. Ist dies anhand des OPG nicht ausreichend möglich wird auf weiterführende 3-dimensionale Bildgebungsverfahren zurückgegriffen. V.a. die Digitale Volumen Tomographie (DVT) sowie die dentale Computertomographie (CT) kommen hier zum Einsatz. Beiden Verfahren ist die Verwendung ionisierender Strahlung gemein. Als mögliche Spätfolgen der Strahlenakkumulation sind strahlenassoziierte Krebserkrankungen zu nennen. Kinder und Jugendliche gelten als besonders gefährdet. Daher wird der Ruf nach alternativen, "strahlenlosen" Bildgebungsverfahren laut. Als 3-dimensionales Verfahren, welches diesem Anspruch gerecht wird, ist die Magnetresonanztomographie (MRT) zu nennen.
Bei der Untersuchung handelt es sich um eine retrospektive Datenanalyse. Diese basiert auf dem Vergleich der OPG mit der 3-dimensionalen MRT, unter der Zuhilfenahme einer aktuellen Klassifikation zur Risikostratifizierung des retinierten unteren Weisheitszahnes. Im Zuge einer vorangegangenen Studie des Ludwig-Boltzmann Institutes/Graz, wurden MRT- und OPG-Aufnahmen eines 28- köpfigen Patientenkollektivs gefertigt, die der Examinierung unterzogen wurden. Als Einschlusskriterium galt die Anwesenheit mindestens eines Unterkieferweisheitszahnes. Zudem wurde Wert auf eine geringe Rate an dentalen Restaurationen gelegt, um Bildartefakte einzudämmen. Daraus ergaben sich 56 untere Weisheitszähne, die zur Beurteilung zur Verfügung standen.
Die Anfertigung der Panoramaaufnahmen fand am Department für Zahnärztliche Chirurgie und Röntgenologie der Univ.-Zahnklinik Graz, im Zuge zahnmedizinscher Routineuntersuchungen statt.
Die verwendete MRT-Röhre ist vom Gerätetypus 3T der Firma Siemens (Magnetom Trio, a TIM System, SiemensAG, Erlangen, Germany)
Zur Risikostratifizierung wurde eine aktuelle Klassifikation aus der Literatur nach Juodzbalys und Daugela herangezogen. Die Klassifikation kann sowohl bei 2- als auch 3-dimensionalen Datensätzen angewendet werden. Dem beurteilten Zahn wird ein Schwierigkeitsgrad von 0-3 zugeordnet. 4 Untersucherinnen und Untersucher evaluierten die in der Klassifikation enthaltenen Parameter und erstellten so das zugehörige Risikoprofil des jeweiligen Weisheitszahnes. Die Ergebnisse der Risikostratifizierung der beiden Verfahren wurden gegenübergestellt und statistisch ausgewertet.
Beide Verfahren erlaubten weitgehend die Beurteilung sämtlicher in der Klassifikation enthaltener Parameter. Die Gegenüberstellung des Gesamtrisikoscore der OPG- und der MRT- Untersuchung ließ keine signifikanten Unterschiede zwischen den bildgebenden Verfahren erkennen. Die Auswertung der Maximalwerte wurde getrennt nach erstem und zweitem Untersuchungsdurchgang vorgenommen. 56 Zähne wurden in die Bewertung miteinbezogen. Es zeigte sich eine prozentuelle Übereinstimmungsrate der Messergebnisse von 73% (1.Untersuchung) bzw. 77% (2. Untersuchung).Die Streuung der Messwerte der MRT lag in weiteren Vergleichen über jener des Orthopantomogramms. Dies ist in Zusammenhang mit geringen Erfahrungswerten der Untersucherinnen und Untersucher hinsichtlich dentaler MRT-Aufnahmen zu sehen. In der detaillierten Auswertung der Parameter zeigten sich mehr oder minder gute Übereinstimmungsraten zwischen den Bildgebungsverfahren.
Die Anwendung der MRT im Rahmen der Risikostratifizierung des Unterkieferweisheitszahnes kann basierend auf den Studienergebnissen als probates Vorgehen bestätigt werden. In speziellen Fällen kann die MRT als Ersatz zum strahlenapplizierenden OPG anwendet werden.