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Gewählte Publikation:

Dohr, C.
Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) bei Nephroureterolithiasis: Anteil der adipösen PatientInnen, ihr Therapieverlauf und die Analyse ihrer Harnsteinzusammensetzung - Eine retrospektive Studie
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Foggenberger Johann
Zigeuner Richard
Altmetrics:

Abstract:
Die Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) hat die Behandlung von Harnsteinen maßgeblich beeinflusst und erfreut sich nach wie vor aufgrund der guten Verträglichkeit und breiten Einsatzmöglichkeiten großer Beliebtheit. Neben Einflüssen wie Steingröße und Lokalisation wird auch angenommen, dass das Körpergewicht bzw. der Body-Mass-Index von Bedeutung sind. Ziel dieser Arbeit war es, herauszufinden, wie die Steinabgangsraten, die notwendigen Therapiesitzungen und Harnsteinzusammensetzungen bei adipösen PatientInnen aussehen und ob es einen Unterschied zu normalgewichtigen Personen gibt. Material Insgesamt wurden in den letzten knapp 20 Jahren, April 1994 bis Oktober 2014, fast 13.000 Behandlungen am LKH-Graz durchgeführt. Anhand dieser, in der ESWL-Datenbank hinterlegten Informationen, wurden allgemeine Aussagen über das Harnsteinleiden bei ESWL-PatientInnen getroffen: Geschlechterverteilung, Häufigkeiten von adipösen Personen, Alter und Jahresvergleich an durchgeführten Behandlungen. Um den genauen Therapieerfolg beurteilen zu können, wurden PatientInnen der letzten zwei Jahre mit einem BMI =30 ausgewählt und deren Behandlungsverlauf dann über Medocs verfolgt und ausgewertet. Im selben Zeitraum wurde eine Vergleichsgruppe mit BMI <25 gebildet. Nun wurde für beide Gruppen festgehalten, wie groß die Steinfreiheitsraten innerhalb von drei Monaten nach Behandlungsbeginn waren und wie viele ESWL-Behandlungen zum Einsatz kamen. Nebenzielparameter waren Geschlecht, Steingröße, angelegte Spannung und eingesetzte Anzahl an Stoßwellen. Um Aussagen über die Harnsteinzusammensetzung treffen zu können, wurden alle adipösen PatientInnen mit ESWL-Background, bei denen eine Harnsteinanalyse im Andrologielabor einsehbar war, untersucht und ebenfalls einer Vergleichsgruppe (BMI <25) gegenübergestellt. Für die statistischen Auswertungen kamen der Wilcoxon- und der Chi-Quadrat-Test zur Verwendung. Ergebnisse Im Jahresverlauf konnte keine Zunahme an Behandlungen pro Jahr ausgemacht werden, jedoch nahm der Anteil an PatientInnen mit krankhaftem Übergewicht fast durchgehend zu. Jeweils 146 unterschiedliche Harnsteinleiden in beiden Gruppen wurden zueinander in Beziehung gesetzt. Die Steinfreiheitsrate (komplette Steinfreiheit oder kleine, asymptomatische Restkonkremente mit Länge <5mm) innerhalb von drei Monaten nach begonnener ESWL-Behandlung betrug in beiden Gruppen 87,7%. Im Mittel waren in der Gruppe 1 (BMI =30) für ein erfolgreiches Ergebnis 1,375 ± 0,73, in Gruppe 2 (BMI <25) 1,48 ± 0,91 Sitzungen notwendig. Anders gesprochen: Bei 26,6% der Harnsteinleiden auf der einen und bei 30,5% auf der anderen Seite waren mehrere ESWL-Sitzungen notwendig. Aus den aus dem Andrologie-Labor akquirierten Daten ergaben sich für die Harnsteinzusammensetzung folgende Ergebnisse: Der Anteil an Kalziumoxalatsteinen war bei adipösen ESWL-Behandelten 80,1% im Vergleich zu 74,5% in Gruppe 2. Auch Harnsäuresteine waren mit 7,8% in der 1. Gruppe häufiger zu finden als in der 2. Gruppe (2,1%). Struvit (5,7%) und Mischsteine (5%) tauchten bei den Adipösen im Vergleich zur Kontrollgruppe (jeweils 11%) seltener auf. Schlussfolgerung ESWL hat in unserer Arbeit auch bei adipösen PatientInnen zufriedenstellende und der Vergleichsgruppe ähnliche Ergebnisse gezeigt, sodass diese minimalinvasive Behandlungsform bei diesen häufig multimorbiden PatientInnen als Therapie der Wahl zur Behandlung von Harnsteinen eingesetzt werden kann.

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