Gewählte Publikation:
Pahsini, K.
Epidemiologie enteral ernährter Kinder und Jugendlicher
in Österreich: eine Pilotstudie
Doktoratsstudium der Medizinischen Wissenschaft; Humanmedizin; [ Dissertation ] Graz Medical University; 2015. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
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Pahsini Karoline
- Betreuer*innen:
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Dunitz-Scheer Marguerite
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Scheer Peter
- Altmetrics:
- Abstract:
- Ziel der Studie: In Österreich findet sich derzeit kein repräsentatives Register, welches die Daten von ambulant und stationär betreuten enteral ernährten Kindern und Jugendlichen abbildet.Diese Studie erfasst erstmals die epidemiologischen Daten von stationär und ambulant versorgten, enteral ernährten Kindern und Jugendlichen im Alter von 0-18 Jahren in Österreich. Das Forschungsinteresse der Untersuchung liegt in der Abschätzung der Anzahl enteral ernährter Kinder und damit einhergehend in der Beschreibung der Inanspruchnahmepopulation anhand bestimmter Parameter und Variablen mit dem Ziel, einen Überblick über unterschiedliche Behandlungszugänge, Versorungungsaufträge und –strukturen der verschiedenen Krankenkhäuser in Öster-reich zu geben.
Methode: Während einer quantitativen Mutli-Center-Studie mit 25 teilnehmenden Zentren konnten Daten von insgesamt 283 enteral ernährten Kindern und Jugend-lichen in einem Zeitraum von Juni 2012 bis Jänner 2014 erhoben werden. Zur Erhebung der Daten wurde ein expertenvalidierter Fragebogen verwendet. Die statistische Analyse erfolgte anhand deskriptiver und analytischer Verfahren in Abhängigkeit von den zugrundeliegenden Skaleneigenschaften der Variablen. Von 283 wurden 277 Daten analysiert.
Ergebnisse: Basierend auf den Messwerten der Statistik Austria von 2013 (1), lag die Gesamtjahresprävalenz enteral ernährter Kinder und Jugendlicher bei 16 pro 100.000 der kindlichen und adoleszenten Bevölkerung. Bei langzeitsondierten Kindern (MD=3.2 Jahre; IQR 1.3-6.4 Jahre) lag die Prävalenz bei 13 pro 100.000 Kindern und Jugendlichen der österreichischen Bevölkerung. 44.8% aller Kinder wurden ambulant und 55.2% stationär versorgt. 55.6% von allen enteral ernährten Kindern waren männlich, 44.4% weiblich. Das durchschnittliche Alter lag bei einem MD von 31.4 Monaten (IQR 1.5-102.3 Monate). Mehr als 90% der Kinder hatte die österreichische Staatsbürgerschaft. 47.3% aller Kinder wurden nutritiv über eine transnasale (nasogastral) und 52.7% über eine perkutane Ernährungssonde (PEG, Jejunalsonde oder JET-PEG) versorgt. Das aktuelle Gewicht lag bei einem MD von 8.0kg (IQR 2.3 und 20.8kg). Im Zuge der langjährigen Sondierung (Sondierdauer MD=3.2 Jahre; IQR 1.3-6.4 Jahre) zeigte sich ein signifikant negativer Gewichtsverlauf (Gewicht/Alter z-Werte nahmen im Laufe der Zeit von MD=-1.8 auf MD=-2.3 ab). Hauptdiagnosen der Kinder wurden am häufigsten den Diagnosegruppen der Frühgeburten und Geburtskomplikationen (32.9%), neurologischen Störungen (20.2%) sowie genetischen Syndromen und Aberrationen (15.2%) zugeteilt. In mehr als 90% aller Fälle führten die Hauptdiagnosen zur Legung der Sonde. Ein Drittel aller Kinder litt durchschnittlich an 1-2 Komplikationen in Bezug auf die Sondenernährung. Am häufigsten manifestierte sich Erbrechen (28.4%). In 52.4% aller Fälle gab es Vorstellungen über Entwöhnungsstrategien, wobei es bei 85% dieser Kinder bereits im Vorfeld zu Entwöhnungsversuchen kam. Bundeslandspezifisch zeigten sich signifikante Unterschiede.
Fazit: In Österreich zeichnet sich der Trend ab, dass von 100.000 Kindern und Jugendlichen der österreichischen Bevölkerung 13 Kinder betroffen sind,die stationär wie ambulant über einen längeren Zeitraum versorgt werden. Es zeigen sich die in der Literatur häufig beschriebenen Gründe für Sondenernährung wie Frühgeburtlichkeit, neurologische Störungen und körperliche Behinderungen und Erkrankungen, sondenassoziierten Komplikationen und ein signifikant negativer Gewicht/Alter Perzentilenverlauf bei langzeitsondierten Kindern. Signifikante Unterschiede im bundeslandspezifischen Vergleich deuten auf Unterschiede hinsichtlich der Versorungungsaufträge und –strukturen hin. PädiaterInnen müssen sich den Vor- und Nachteilen in engmaschigen Kontrollen (re-)evaluieren und Aspekte der Ge-sundheitsflörderung kontinuierlich in ihrer Betreuung einfließen lassen.