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Selected Publication:

Geisler, S.
Die Anwendbarkeit von Nicht-Opioid-Analgetika bei Sportverletzungen und ihren Folgeschäden
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp. [OPEN ACCESS]
FullText

 

Authors Med Uni Graz:
Advisor:
Beubler Eckhard
Altmetrics:

Abstract:
Sportverletzungen sind der dritthäufigste Verletzungsgrund in Deutschland. Ca. 60 % davon sind muskuloskelettale bzw. ligamentäre Läsionen wie Kontusionen, Luxationen oder Schäden am Kapsel-Band-Apparat. In Österreich sind im Jahre 2013 knapp 200.000 Personen aufgrund von entstandenen Sportverletzungen in einem Krankenhaus versorgt worden. Die Zahl derer, die ihre Sportverletzungen in anderen Einrichtungen oder selbstständig behandelten, wird um ein Vielfaches größer geschätzt. Schmerz ist der häufigste Grund einer ärztlichen Konsultation und steht deshalb im Mittelpunkt des therapeutischen Geschehens. Die Ausprägung und die Art der Schmerzen, die bei Sportunfällen oder im Zuge von Überlastungsschäden entstehen, müssen jedoch nicht unbedingt an ihre ursprüngliche Verletzung gebunden sein. Das bedeutet, dass jedwede Sportläsion alle möglichen Schmerzarten provozieren kann, welche unterschiedliche therapeutische Schritte benötigen. Schmerz ist ein subjektives Empfinden, welches immer motivationalen und kognitiven Faktoren unterliegt. In vielen Fällen liegen Mischschmerzen vor. Aus akuten Schmerzzuständen können chronische werden. Während bei nozizeptiven Schmerzen die Diagnostik in der Regel einfach durchzuführen ist und die Therapiewahl erleichtert wird, ist bei neuropathischen Schmerzen die Diagnostik komplexer. Bei chronischen bzw. psychogenen Schmerzen ist das organische Korrelat nicht mehr bzw. gar nicht auszumachen. Viel mehr zeigt sich, dass bei gleichen Verletzungen unterschiedliche pathophysiologische Mechanismen im Zuge der Schädigung und der Reparatur unterschiedliche Schmerzsensationen auslösen. Letztlich erfordert dieses individuelle somatosensorische Profil einen personalisierten Therapieansatz. Diese Arbeitshypothese steckt noch in den Kinderschuhen, doch ist es absehbar, dass sich zukünftig die Therapie von neuropathischen und chronischen Schmerzen mechanismenorientiert gestalten könnte. Nicht-Opioid-Analgetika (NOA) sind eine bedeutende Substanzklasse. Ihre leichte Erhältlichkeit sowie ihr unterschätztes Nebenwirkungsspektrum führen dazu, dass NOA häufig falsch und missbräuchlich verwendet werden. Sie können je nach Substanzlasse unterschiedliche, jedoch meistens unspezifische und somit schwer identifizierbare Nebenwirkungen hervorrufen. Toxische Überdosierungen werden lediglich symptomatisch therapiert. Die topische Applikation von Ibuprofen, Piroxicam und v.a. Diclofenac stellt eine effektive Alternative bei Zerrungen, Verrenkungen oder Prellungen dar. Für Diclofenac konnte in der Langzeitbehandlung von Osteoarthrose der Hand oder des Knies gezeigt werden, dass die topische Applikation in ihrer Wirksamkeit der oralen entspricht. Paracetamol und Metamizol gelten als die sichersten NOA. Die bekannten Nebenwirkungen bei Paracetamol (Lebertoxizität) bzw. Metamizol (Agranulozytose) scheinen mit Lebervorschädigungen oder toxischer Überdosierung zusammenzuhängen bzw. sind gut feststellbar und schnell reversibel. Metamizol ist ein potentes postoperatives Schmerzmedikament und ist überdies bei akuten und chronischen Schmerzen eine Alternative. Die klassischen nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) bestechen durch die Kombination aus Schmerzstillung und Entzündungshemmung. Es ist aufgrund ihrer breiten Nebenwirkungspalette auf entsprechende Vorerkrankungen, respektive Risikofaktoren sowie auf gefährliche Interaktionen mit anderen Medikamenten zu achten. Ihr Haupteinsatzgebiet sind rheumatoide Schmerzzustände, leichte bis mittelstarke Schmerzen in Verbindung mit Fieber und Entzündung sowie muskuloskelettale Schmerzen. Selektive COX-2-Hemmer (Coxibe) haben durch den Mechanismus, vorwiegend die COX-2 zu inhibieren, ein geringeres Risiko für gastrointestinale Nebenwirkungen. Auf der anderen Seite ist ihr kardiovaskuläres Risiko relativ hoch. Einsatzmöglichkeiten betreffen vor allem Arthrosen und rheumatoide Erkrankungen sowie bei Etoricoxib mitunter Tendinopathien.

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