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Gewählte Publikation:

Mutschlechner, C.
Evaluation des Gewichtsverlaufs enteral ernährter Kleinkinder unter stationärer und ambulanter standardisierter Sondenentwöhnung Eine prospektive und retrospektive Datenanalyse
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp. 138 [OPEN ACCESS]
FullText

 

Autor*innen der Med Uni Graz:
Betreuer*innen:
Dunitz-Scheer Marguerite
Marinschek Sabine
Altmetrics:

Abstract:
Hintergrund Sondendependenz ist die unbeabsichtigte Folge von Langzeit-Sondenernährung bei Kindern und Kleinkindern durch Verlängerung von Sondenernährung ohne eine medizinische Notwendigkeit. Diese Dependenz verhindert, dass die betroffenen Kinder den Übergang von Sondenernährung auf eine orale Nahrungsaufnahme schaffen. Die orale Ernährungsumstellung scheitert zumeist am problematischen Essverhalten sowie am Fehlen fundierter wissenschaftlicher Therapieangebote und evidenz-basierter Richtlinien. Die überwältigende Angst vor einem bedrohlichen Gewichtsverlust hindert oftmals HelferInnen sowie die Eltern betroffener Kinder daran, eine dringend notwendige Sondenentwöhnung durchführen zu lassen. Es ist daher absolut notwendig, sie dabei zu unterstützen, dem Potenzial des Kindes zur Selbstregulation zu vertrauen. Zielsetzung Diese Arbeit zielt darauf ab, den Leser/die Leserin mit Hilfe des Theorieteils zum Thema Sondenernährung bei Kindern hinzuführen, die Sondendependenz als ungewollte Folge aufzuzeigen und die Sondenentwöhnung als notwendige Therapiemaßnahme zu präsentieren. Durch die empirischen Daten soll sich herauskristallisieren, dass die selbstregulierte Kompensation bei zunehmender oraler Ernähung einen nachhaltigen positiven Einfluss auf die Lebensqualität hat sowie einen wichtigen Stellenwert in der unbedenklichen weiteren Gewichtsentwicklung der Kinder einnimmt. Methoden Die Erstellung dieser Arbeit erfolgte logisch deduktiv und nach dem Prinzip der Hermeneutik. In die Literaturrecherche wurden sowohl englisch- als auch deutschsprachige Fachbücher, Journals, Paper, Studien und Internetquellen miteinbezogen. Die empirischen Daten wurden einerseits durch eine prospektive Beobachtungsstudie gesammelt und andererseits wurden retrospektiv Patientenangaben aus der Datenbank ARCHIMED (Version 4.62) extrahiert, grafisch mittels SPSS (Version IBM SPSS Statistics 22) und EXCEL aufgearbeitet und statistisch dargestellt. Ergebnisse Im Zuge der standardisierten Sondenentwöhnung an der Psychosomatischen Abteilung der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz wurden 7 PatientInnen prospektiv beobachtet, um deren Gewichtsverlauf sowie das Sondenvolumen und die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme während des Programms zu dokumentieren. Jene Kinder, bei denen eine genaue Beobachtung der individuellen Verläufe während der Sondenentwöhnung möglich war, wiesen bei der Reduktion beziehungsweise Beendigung der Sondenfütterung eine Zunahme der oralen Ernährung auf. Das PatientInnenkollektiv für die retrospektive Datenanalyse setzte sich aus 139 erfolgreich entwöhnten und 26 teilentwöhnten Kindern zusammen. Durch die Datenanalyse der 139 vollständig entwöhnten Kinder konnte gezeigt werden, dass alle Kinder im Zuge der Sondenentwöhnung an Gewicht verlieren. Dieser Gewichtsverlust liegt jedoch in keinem Fall über 10% des Ausgangsgewichts. Conclusio Nach langer Sondendependenz stellt die Sondenentwöhnung für viele betroffene Eltern und Betreuungspersonen eine beängstigende und unbekannte Situation dar. Viele fürchten bei den ohnehin schon leidgeplagten, vielfach untergewichtigen Kindern einen weiteren Gewichtsverlust und fühlen sich zurückversetzt in traumatische postnatale Perioden oder Zeiten schwerer Krankheiten. Bereits im Literaturteil der Arbeit kann jedoch demonstriert werden, dass der Übergang zu einer oralen Ernährung einen positiven Effekt auf die Lebensqualität sowohl der Kinder als auch der Eltern beziehungsweise der Betreuungspersonen hat. Die Datenanalyse im Anschluss zeigt sogar auf, dass die Sondenentwöhnung den Weg zu einer unbedenklichen weiteren Gewichtsentwicklung der Kinder ebnet.

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