Gewählte Publikation:
Fabel, A.
B-Lymphozyten und Plasmazellen in Hautläsionen bei Lepra - Eine retrospektive Studie mit 85 Hautbiopsie-Proben der Lepraformen des Ridley-Jopling Spektrums
Humanmedizin; [ Diplomarbeit ] Graz Medical University; 2015. pp.
[OPEN ACCESS]
FullText
- Autor*innen der Med Uni Graz:
- Betreuer*innen:
-
Brunasso Vernetti Alexandra Maria
- Altmetrics:
- Abstract:
- Hintergrund: Lepra ist eine chronisch-infektiöse mykobakterielle Erkrankung der Haut und der peripheren Nerven, deren Immunpathogenese noch nicht vollständig geklärt ist. Trotz einiger Studien über das Auftreten von T-Zellen bei Lepra finden sich in der Literatur nur sehr wenige Untersuchungen über die Rolle von B-Lymphozyten und Plasmazellen in aktiven Lepra-Hautläsionen der verschiedenen Formen des Spektrums der Erkrankung. In den letzten Jahren zeigte sich, dass unter anderem bei Tuberkulose, einer ebenfalls mykobakteriellen Erkrankung, die B-Zellen von wichtiger Bedeutung für die granulomatöse Immunantwort sind, mit größerem Einfluss auf Krankheitsverlauf und Therapieerfolg als bisher angenommen.
Ziel: Das Ziel dieser Arbeit war es, die Anwesenheit von B-Zellen und Plasmazellen in Hautläsionen von Patienten aller Lepraformen des Ridley-Jopling Spektrums inklusive der Leprareaktionen zu untersuchen, um einen besseren Einblick in die Rolle der B-Zellen und Plasmazellen bei der Immunpathogenese der Lepra zu bekommen.
Material und Methoden: In dieser anonymen, retrospektiven Studie wurden mit Hilfe immunhistochemischer Methoden B-Zellen und Plasmazellen in 85 Hautbiopsieproben von Lepraläsionen untersucht, wobei CD20 als B-Zell-Marker und CD138 als Plasmazell-Marker dienten. Zum Vergleich wurden außerdem 13 Hautläsionsproben von Patienten mit kutaner Tuberkulose sowie atypischen Mykobakteriosen untersucht. Die Proben wurden lichtmikroskopisch analysiert und danach die Ergebnisse statistisch ausgewertet, wobei das Signifikanzniveau als p=0.05 festgelegt worden ist.
Ergebnisse: Sowohl B-Zellen als auch Plasmazellen konnten in allen Formen des Lepraspektrums (I, TT, BT, BB, BL, LL, Typ1 Reaktion und Typ2 Reaktion) nachgewiesen werden. Bei den B-Zellen fanden sich die höchsten Werte bei der TT-Form sowie bei der Typ1-Reaktion. Die niedrigste Anzahl an B-Lymphozyten wies die LL-Form auf. Insgesamt zeigte sich vom tuberkuloiden Pol hin zum lepromatösen Pol eine Reduktion des Medians um 50%.
Die meisten Plasmazellen waren in der LL- gefolgt von der BL-Form und der Typ1 Reaktion vorhanden. Im Median nahmen die Plasmazellen vom tuberkuloiden zum lepromatösen Pol um 966% zu. Geringere Mengen an Plasmazellen fanden sich jedoch auch im tuberkuloiden Pol, hier vor allem bei der BT-Form. Beim Vergleich mit der Kontrollgruppe (M. tuberculosis und atyp. Mykobakt.) konnte festgestellt werden, dass die B-Zell- und auch die Plasmazell-Anzahl in der Kontrollgruppe im Durchschnitt deutlich höher waren als in den Lepraproben.
Conclusio: Im Rahmen dieser Arbeit konnten erstmals B-Zellen und Plasmazellen in Hautläsionen aller Lepraformen inklusive der Leprareaktionen nachgewiesen werden. Es konnten hohe Werte an B-Zellen in der TT-Form und der Typ1 Leprareaktion, sowie niedrige Werte an B-Zellen in der LL-Form nachgewiesen werden, womit bisherige Studienergebnisse nicht bestätigt werden konnten, laut denen die B-Zell-Anzahl vom tuberkuloiden zum lepromatösen Pol hin zunehmen müsste. Unsere Ergebnisse lassen daher vermuten, dass B-Zellen an der Granulombildung bei Lepra beteiligt sind. Bei den Plasmazellen fanden sich deutlich höhere Zahlen am lepromatösen Pol als am tuberkuloiden Pol, die gefundenen Plasmazellen am tuberkuloiden Pol (hier vor allem bei der BT-Form) lassen jedoch vermuten, dass ihre Rolle auch bei den paucibazillären Formen von Bedeutung ist. Außerdem wäre beispielsweise für künftiges Therapie-Monitoring eine Untersuchung der Anti-PGL1-Titer insbesondere bei den Leprareaktionen interessant, da wir auch hier Plasmazellen nachweisen konnten.
Die genaue immunpathogenetische Rolle der B-Zellen sowie ihrer Untergruppe der B-regs bei Lepra sollte in weiteren Untersuchungen beleuchtet werden und könnte zum besseren Verständnis der Immunpathogenese der Erkrankung beitragen.